Nun ist auch Solarworld, der letzte große deutsche Modulhersteller, in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Nicht wenige meinen: Die hiesige Industrie hat sich den Schlamassel selbst eingebrockt. Sie sei zu wenig innovativ und habe die Ausgaben nicht im Griff.
Das ist zu zu kurz gedacht. Zumindest mit-schuldig am Niedergang der deutschen Solar-industrie ist auch die Politik. Wiederholt wurden die Einspeisevergütungen für Solarstrom zu spät, dafür aber überstürzt gekürzt, anstatt sie rechtzeitig und kontinuierlich abzuschmelzen.
Berlin hat damit einen verheerenden Teufelskreislauf angestoßen. Denn die Politik hat die Flexibilität und Reaktion der Bürger völlig unterschätzt. Kaum war die nächste Kürzungsrunde verkündet, installierten Tausende von Bürgern noch schnell eine Solar-anlage, um von der noch geltenden und höheren Vergütung zu profitieren. Das wiederum veranlasste die Regierung, die Sätze nochmals abzusenken. Und die Solarrallye begann von neuem. Auf der Strecke blieben dabei die deutschen Hersteller, die gezwungen waren, die Preise für ihre Solarmodule immer schneller nach unten anzupassen. Das hat die Firmen in der Kürze der Zeit völlig überfordert und konnte nicht gut gehen. Profitiert haben am Ende die Chinesen. Gestützt mit Milliarden an Subventionen aus Peking, überstanden sie den Preiskampf und sicherten sich wertvolle Marktanteile.
Die Folgen sind happig: Tausende Arbeitsplätze sind hierzulande verschwunden, deutsches Know-how ist abgewandert und wird jetzt unter dem Deckmantel chinesischer Hersteller wieder importiert. In den betroffenen Regionen ist Wertschöpfung und Kaufkraft verloren gegangen. Die Regierung muss sich fragen lassen, ob man den Prozess nicht hätte eleganter und verträglicher organisieren können.
Fakt ist: Der Kampf um die deutsche Solar-industrie ist so gut wie verloren. Aber es gibt neue Chancen für den Standort Deutschland. Weil Solarstrom so günstig ist wie lange nicht mehr, zahlt sich der Eigenverbrauch aus. Das geht nicht ohne Speichertechnologie. Noch ist diese relativ teuer und auf eine Anschubfinanzierung angewiesen. Hoffentlich gelingt es der Bundesregierung dieses Mal, die Weichen richtig zu stellen!
Diethard Rolink,top agrar