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Jetzt sind die Ost-West-Dächer dran

Lesezeit: 4 Minuten

Viele Süddächer sind bereits mit Solarstromanlagen belegt. Manch einer fragt sich daher: Eignen sich West- oder Ostdächer genauso gut? Wir haben uns in der Praxis umgehört.


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Früher gab es keine Alternativen: ­Eine Solarstromanlage musste nach Süden ausgerichtet werden. Mit Ost- und Westdächern ließ sich kaum Geld verdienen. Schließlich scheint die Sonne aus diesen beiden Himmels­rich­tungen nicht so intensiv wie aus ­Süden.


Mittlerweile sind Solarstromanlagen jedoch relativ günstig und die meisten Süddächer mit Modulen belegt. Die Frage drängt sich daher auf: Kann man unter diesen veränderten Bedingungen auch auf einem Ost- oder Westdach gewinnbringend Strom erzeugen?


Zehn Prozent weniger: Experten beziffern den Ertragsverlust von Ost- oder Westanlagen im Vergleich mit nach Süden ausgerichteten Modulen (30 Grad Dachneigung) auf etwa zehn Prozent. Gesicherte Untersuchungen, die diese Faustzahl untermauern, gab es aber bislang nicht.


Das Tec-Institut aus Waldaschaff in Bayern wollte es deshalb genau wissen. Das Forscherteam rund um den Ingenieur Eberhard Zentgraf hat dazu sowohl polykristalline Module als auch solche auf Dünnschichtbasis jeweils ein Jahr lang nach Süden und nach Westen ausgerichtet (30 Grad Neigung). Anschließend verglichen sie die Erträge miteinander. Ergebnis: Im Mittel schnitten sowohl die kristallinen Typen als auch die Dünnschichtmodule rund 11,9 % schlechter ab als die auf dem Süddach.


Der Verlust war dabei sehr viel höher, je steiler das Dach war, stellten die Fachleute darüber hinaus fest. Oder anders ausgedrückt: Je flacher die Dachneigung, desto geringer die Verluste. Zentgraf schätzt, dass die Mindererträge sowohl auf einem West- als auch einem Ostdach bei einer Dachneigung von nur acht bis zehn Grad bei rund 5 % liegen.


Ostanlagen sind Frühaufsteher: Von ähnliche Erfahrungen berichtet auch der Ingenieur Matthias Partetzke vom „IngenieurNetzwerk Energie“ (INEG) – einem unabhängigen, genossenschaftlich organisiertem Ingenieurbüro aus Bad Iburg (Niedersachsen). Ihm ist außerdem aufgefallen, dass Ostanlagen besser abschneiden als Westanlagen.


„Wir konnten uns erst nicht erklären, woran das liegt“, erinnert sich Partetzke. Ein Vergleich der Tagesertragskurven brachte dann Licht ins Dunkel: Die Module, die nach Osten zeigten, bekamen vor allem morgens mehr Licht ab, was sich positiv auf das Gesamtergebnis auswirkte. Der Maschinenring Schwäbisch-Hall in Baden-Württemberg hat sich ebenfalls mit dem Thema auseinandergesetzt. Dort sammelt der Solarexperte Thomas Braun seit zwei Jahren die Daten von 700 Anlagen aus der näheren Umgebung – darunter auch solche, die nach Westen und Osten zeigen.


Die Ergebnisse der Ost- bzw. Westanlagen hat er mit denen verglichen, die nach Süden zeigen. Sein Fazit: Auf den Ostdächern fuhren die Anlagen in den vergangenen zwei Jahren durchschnittlich ein Minus in Höhe von 6,35 % im Vergleich zu Südanlagen ein. Auf Westdächern waren es nur 5,44 %.


Erst rechnen, dann bauen: Braun hat auch nachgerechnet, ob sich ein Aufständern bei einem Ost-West-Dach auszahlt. Die Neigung des Daches beträgt in seinem Rechenbeispiel 10 Grad. Die aufgeständerten Module zeigen nach Süden und haben einen Neigungswinkel von 30 Grad. Daher erreichen diese auch einen höheren Ertrag (930 Kilowattstunden je Kilowatt Anlagenleistung) als die nicht aufgeständerten Typen. Letztere kommen lediglich auf 875 Kilowattstunden je Kilowatt Anlagenleistung.


Aufständern ist teuer: Allerdings schlägt die Aufständerung mit 160 € pro kW zu Buche. Bei der flachen Variante fallen keine zusätzlichen Kosten an. Alle übrigen Faktoren wie Versicherung, Verzinsung, Abschreibung sind in beiden Varianten gleich.


Trotz des höheren Ertrages kann die aufgeständerte Anlage nicht punkten. Die mittlere jährliche Rendite beträgt bei einer Laufzeit von 20 Jahren nur 7,55 %. Die flache Variante schneidet mit 7,99 % geringfügig besser ab. Mehr Informationen zu dem Rechenbeispiel finden Sie auf unserer Internetseite: www.­topagrar.com (Rubrik Neue Energie, Stichwort Leserservice).


Keine Pauschal-Empfehlung: Trotz des schlechten Abschneidens der flachen Variante in diesem Beispiel, raten alle drei Experten: Im Zweifel sollte vor dem Kauf einer Solarstromanlage der Nutzen einer Aufständerung anhand der individuellen Verhältnisse kalkuliert werden. „Für die Photovoltaik-Kalkulationsprogramme, die derzeit existieren, ist dies eine Sache von weniger als einer Stunde“, so ­Zentgraf.


Abstand halten. Wer seine Anlage aufständert, kann allerdings nicht die gesamte Fläche des Daches mit Modulen belegen. Andernfalls würden sich diese gegenseitig beschatten. Daher muss ein Mindestabstand eingehalten werden.


Wie groß der Abstand sein muss, kann nicht pauschal beantwortet werden. Vielmehr ist dies von der Gesamthöhe der Aufständerung und vom Standort abhängig. Die meisten Installateure haben hierzu Programme, mit denen sich der genaue Abstand innerhalb von Minuten berechnen lässt. Diethard Rolink

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