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Module ersetzen die Dachplatten

Lesezeit: 4 Minuten

August Rietfort und Martin Kass haben eine neue Indachanlage entwickelt. Sie ist preisgünstig und sie erzeugt mehr Strom als herkömmliche Anlagen.


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August Rietfort aus Stadtlohn (NRW) kann man einen Solarexperten nennen. Eigentlich ist er Schweinemäster, aber wenn es um die Solarstrom-Produktion geht, entwickelt der Landwirtschaftsmeister einen ganz besonderen Eifer. Nicht nur, dass er bereits vor Jahren schon damit begonnen hat, seine neuen Ställe exakt nach Süden auszurichten, um so den maximalen Ertrag zu ernten. Mittlerweile hat er zusammen mit dem Elektroinstallateur Martin Kass aus Borken (NRW) auch noch ein eigenes Solardach konstruiert.


Neu ist diese als Indachanlage bekannte Variante nicht; in Deutschland aber so gut wie kaum verbreitet. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen zahlt sich eine Indachanlage nur aus, wenn ohnehin neu gebaut wird oder das alte Dach ersetzt werden muss. Zum anderen gelten die bislang von den Herstellern entwickelten Systeme als zu teuer. Daher haben Rietfort und Kass ihr eigenes Modell entwickelt.


Deutlich mehr Strom:

Seit rund einem Jahr ist die Eigenkonstruktion in Betrieb. Die ersten Ergebnisse sprechen für sich. Das System ist nicht nur wasserdicht. Im Vergleich mit einer baugleichen Aufdach­anlage, die Rietfort auf einen Stall in 10 m Entfernung geschraubt hat, liefern die Module sogar 4 % mehr Strom.


„Das liegt an der guten Hinterlüftung“, ist Rietfort überzeugt. Denn je kühler die Module vor allem im Sommer sind, desto besser erzeugen sie Strom. Und das kommt so zustande: In den Maststall ist eine Decke mit Grobspanplatten (OSB) eingezogen (Foto 1). Darunter befinden sich wie in jedem anderen Stall dieser Art auch die Boxen für die Schweine. Darüber der Dachstuhl – aber ohne die sonst üblichen Trapez-Bleche. Stattdessen liegen die Solarmodule direkt auf den Fetten (Foto 2). Weil der Dachstuhl nicht luftdicht ist, kann hier frische Luft zirkulieren und so die Module von unten kühlen. Bei einer herkömmlichen Bauweise ist dieser Effekt nicht so ausgeprägt. Denn dann bleiben oftmals nur 10 cm Platz zwischen den Paneelen und der Dacheindeckung.


Kein teures Gestell:

Aus Sicht von Rietfort nicht der einzige Vorteil. „Wir haben beim Bau des Stalles 45 000 € im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise eingespart“, sagt Kass. Denn der Westfale konnte nicht nur auf die Trapezbleche verzichten, sondern auch auf das Gestell, auf dem normalerweise die Module installiert werden, sowie die dazugehörigen Stockschrauben und Modulklemmen. Allerdings kamen auf Rietfort und Kass auch zusätzliche Ausgaben zu. Denn die Module lassen sich nicht einfach so auf dem Dachstuhl schrauben. Daher besteht das System aus Schienen, in die die Module reingeschoben werden (Foto 3, Seite 41). In den Schienen haben die beiden Tüftler Löcher gebohrt, in denen Schrauben eingelassen werden, um die Paneele zu fixieren.


„Wichtig war uns, dass wir die Module nicht anbohren mussten“, so Rietfort. Andernfalls wäre die Garantie erloschen.


Die Leisten sind aus Alu gefertigt, das sich bei Hitze ausdehnen kann. Außerdem haben die Module in den Schienen einen Spielraum von 0,5 mm, damit diese zu keinem Zeitpunkt eingequetscht werden. Nebeneffekt: Durch das Schienensystem konnte der Installateur die Hälfte der sonst üblichen Installationszeit einsparen, weil das aufwendige Verschrauben entfällt.


Schatten kein Problem:

Die Schienen sind zudem an den U-förmigen Kanten abgeflacht (Foto 4, Seite 41). „Andernfalls wäre womöglich leichter Schatten auf die Module gefallen. „Das mussten wir auf jeden Fall vermeiden“, so Kass. Denn fällt auch nur etwas Schatten auf einen Teil der Zellen, können auch die übrigen unverschatteten Zellen nicht mehr die volle Leistung bringen.


Am ehesten kann man diesen Effekt mit einem Wasserschlauch umschreiben, der an einer Stelle zugedrückt wird, weshalb nicht mehr die volle Wassermenge am Ende ankommt. Die Schienen sorgen nicht nur dafür, dass die Module leicht befestigt werden können, sie dichten diese an den Längsseiten auch ab, sodass kein Wasser von oben durchs Dach läuft.


Dort, wo die Module aufeinanderstoßen (an den unteren und oberen Enden), kann hingegen Wasser durchdringen. Dieses Problem lösten die beiden mit Wasserrinnen, die quer zu den Modulen verlaufen (Foto 5). Sie sind mit Kautschukfolien ausgekleidet und enden in Regenrinnen an der Seite des Stalles (Foto 6).


Die Schienen, Rinnen und Folien haben Rietfort rund 17 000 € gekostet. Zieht man diese von den 45 000 € Ersparnis ab, bleiben unterm Strich 28 000 € Nettoersparnis.


Allerdings haben die beiden auch Hunderte von Stunden in die Planung gesteckt. „Rund ein halbes Jahr verging von der Idee bis zur Installation der Anlage“, so Kass. „Auszahlen wird sich der Aufwand dennoch“, ist Rietfort überzeugt. Bei einem mittleren Ertrag von etwa 980 Kilowattstunden pro Kilowatt Leistung dürfte die Indachanlage sich deutlich schneller ausgezahlt haben als die sonst baugleiche Aufdachanlage nebenan.Diethard Rolink

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