Auch die Saatgutbranche in Deutschland hat in den beiden vergangenen Jahrzehnten einen erheblichen Strukturwandel vollzogen. Der Vorsitzende des Bundesverbandes der VO-Firmen (BVO), Jörg Hartmann, wies vor gut 180 Teilnehmern beim 15. Saatguthandelstag vorletzte Woche auf der Bundeslehranstalt Burg Warberg darauf hin, dass sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Zahl der Marktteilnehmer auf allen Stufen der Saatgutproduktion verringert habe.
Die Zuchtunternehmen seien europäisierter, globalisierter und teilweise industrialisierter geworden. „Die Vermehrung von Saatgut ist kein Statussymbol mehr, sondern steht unter rein marktwirtschaftlicher Betrachtung“, erklärte Hartmann. Die Anforderungen an die Saatgutaufbereitung unterlägen höheren brancheninternen, öffentlichen und gesetzlichen Vorgaben als vor 20 Jahren. „Ich würde mich freuen, wenn wir uns inhaltlich und fachlich in den Produktionsebenen weiterentwickeln könnten, nicht in vertraglichen Verklausulierungen verrennen und unsere Kunden durch verlässliche und qualitative Arbeit überzeugen“, betonte der BVO-Vorsitzende.
Dem Verband zufolge stellt sich die Frage, ob für die Produktion von zertifiziertem Saatgut (Z-Saatgut) eine Anpassung allein ausreicht, oder ob mehr gestaltet werden sollte. Alle müssten sich in ihren Funktionen selbstkritisch betrachten und abwägen, welche Aufgaben sie in der Züchtung, Produktion, Aufbereitung und Vermarktung von Saatgut in der Zukunft übernehmen wollten. Wenn sich jede Stufe auf ihren Bereich konzentriere und sich zu Innovation, Qualität, Dienstleistung, Wirtschaftlichkeit und Verlässlichkeit bekenne, habe die Saatgutproduktion gute Chancen, den Wettbewerb mit dem Produkt Nachbau zu gewinnen, so das Fazit des BVO. (AgE/ad)