Die deutschen Hersteller von Komponenten, Maschinen und Anlagen in der Solarstrombranche sehen die bei der Europäischen Kommission eingereichte Anti-Dumping-Klage einiger Modulbauer mit großer Sorge. Vor einigen Wochen hatten führende europäische Firmen bei der EU in Brüssel gegen die chinesische Billigkonkurrenz Klage eingereicht. Der Vorwurf: Peking subventioniert die heimische Solarindustrie so stark, dass diese ihre Produkte unter Wert verkaufen können. Die Kläger würden daher am liebsten die Produkte ihrer Konkurrenz aus Fernost bei Einfuhr in die EU mit Strafzöllen belegen.
„Statt nach protektionistischen Maßnahmen zu rufen, sollten wir uns lieber auf unsere Stärken konzentrieren und wichtige Weichen für die Wettbewerbsfähigkeit der Photovoltaik am Standort Deutschland stellen. Noch intensiver als in der Vergangenheit muss sich die PV-Zuliefererbranche als Technologieführer und Lösungsgarant auf dem internationalen Parkett profilieren“, erklärt Dr. Eric Maiser, Geschäftsführer von VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel. Eine Verhängung von Strafzöllen würde nach Einschätzung des Verbandes unmittelbare Gegenaktionen der chinesischen Behörden provozieren und den freien Zugang für europäische Unternehmen in China weiter erschweren.
„Selbstverständlich ist es Aufgabe der europäischen Politik sich für die Wettbewerbsposition der in Europa angesiedelten Unternehmen einzusetzen. Dies kann aber nur durch die Stärkung des Freihandels und der Bekämpfung von protektionistischen Entwicklungen gelingen. Protektionismus schadet dem Maschinenbau“, bekräftigt Dr. Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer des VDMA. „Den chinesischen Solarherstellern wird vorgeworfen, ihre Produkte weltweit unter Herstellkosten zu verkaufen. Das ist auf Dauer zwar ruinös, aber nicht prinzipiell verboten. Das letzte was der deutsche Photovoltaik-Maschinenbau jetzt gebrauchen kann ist ein langwieriger und unnützer Handelskonflikt mit einem seiner Kernmärkte“, ergänzt Dr. Florian Wessendorf, Projektleiter im Team von VDMA Photovoltaik-Produktionsmittel.
Konfrontiert mit den gegenwärtigen Bestrebungen der so genannten „EU ProSun Initiative“ befürchten die PV-Maschinenbauer, dass Strafzölle auf chinesische Photovoltaik-Produkte auch die Investitionsbereitschaft der Zell- und Modulhersteller weltweit nachhaltig bremsen könnte. „Die Branche ächzt derzeit unter Überkapazitäten. Neue Fabriken werden vermehrt dann wieder gebaut, wenn die Nachfrage nach Photovoltaik weltweit weiter anzieht. Die Anti-Dumping-Klage schürt Verunsicherung im Markt und verzögert so den Aufschwung. Den gegenwärtigen Kostendruck in der Photovoltaik nehmen die Maschinenbauer weiterhin auch als Chance wahr. Denn PV-Hersteller müssen auf hocheffiziente Technologie und Produktionsanlagen setzen, damit sie weiter wirtschaftlich am Markt agieren können. Das gilt übrigens unabhängig davon, ob PV-Produkte in Europa oder Fernost gefertigt werden“, betont Maiser. (VDMA/ro)