Bundesagrarministerin Ilse Aigner hat in den vergangenen Tagen stets wiederholt, dass die hohen Getreidepreise keinen Einfluss auf Brot und Brötchen haben dürften, da der Getreide-Anteil nur 4 % des Preises an der Ladentheke ausmache. Das bringt die Bäcker jetzt allerdings auf die Barrikaden.
Wie der Weser Kurier schreibt, werfen sie der CSU-Politikerin vor, die Situation völlig falsch wiederzugeben. Die Getreidepreise seien so hoch wie noch nie in den vergangenen 25 Jahren. Bäckereien, die ihr Mehl von der Genossenschaft Bäko-Weser-Ems-Mitte beziehen, müssten z.B. für 100 kg Weizenmehl fünf Euro mehr zahlen – statt 43,50 Euro nun 48,50 Euro, heißt es aus den Backstuben. Laut den Bäckern betrage der Kostenanteil von Getreide an einem Brot mindestens 8 %.
Dass Bäckereien solche Kostensteigerungen berücksichtigen müssten, sei aus kaufmännischer Sicht nur richtig und verantwortungsvoll. In welcher Höhe das sein werde, das hänge von vielen Faktoren ab – jede Bäckerei kalkuliere für sich, und schon jetzt gebe es unterschiedliche Preise, sagt etwa Bäckerin Heike Schnaare aus Bremen.
Laut dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks machen die Zutaten eines Brotes inklusive Mehl insgesamt einen Anteil von 18 bis 25 % am Gesamtpreis aus. Ein wesentlicher Kostenfaktor seien außerdem die Personalkosten. "Beim Wert eines Brotes von einem Euro sind bereits 50 Cent Personalkosten", sagt Geschäftsführer Amin Werner. Darin seien noch nicht die Tarifabschlüsse berücksichtigt, die seit Mitte des Jahres gelten und bundesweit zwischen 3 – 4 % Erhöhung liegen. Auch diese Kostensteigerungen müssten aufgefangen werden.
"In einem normalen Graubrot liegt der Anteil von Getreide bei 55 bis 60 %“, erklärt Schnaare weiter gegenüber der Zeitung. Sie ist verärgert darüber, dass die Politik den Eindruck erwecke, als würden Bäckereien die Situation ausnutzen, um höhere Preise erzielen zu können.
Verantwortlich für die gestiegenen Getreidepreise sind die Kurse an den internationalen Getreidemärkten, erklärt der Weser-Kurier weiter. Auch wenn die Mühlen 95 % des Brotgetreides aus Deutschlands guter Ernte 2012 kauften, würden die Preise des Weltmarktes gelten, der vor allem von zahlreichen Dürren und Ernteausfällen gekennzeichnet ist. (ad)
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