Der ökologische Anbauverband Bioland sieht das Greening, eingeführt mit der letzten Agrarreform, gescheitert. 80 % der EU-Gelder würden pauschal über Direktzahlungen der ersten Säule per Gießkannenprinzip verteilt, kritisierte Verbandschef Jan Plagge am Rande der Grünen Woche in Berlin. „Das Greening dient nur der Rechtfertigung der hohen, pauschalen Direktzahlungen.“
Das aus seiner Sicht schwache und verwässerte Greening sei heute ohne relevante ökologische Wirkung. Stattdessen sei ein hoher bürokratischer Aufwand für die Behörden und konventionellen Landwirte dazugekommen. Außerdem sei das Budget der zweiten Säule viel zu gering für eine ausreichende Honorierung der ökologischen Leistungen. Konkret begründet Plagge das so. Die Pauschalleistungen der ersten Säule sind kontraproduktiv, weil
- rund 40 % der Gelder beim Verpächter landen
- sie somit zur Steigerung der Pachpreise beitragen
- das unwirksame Greening der Legitimation der Höhe der Direktzahlungen dient
- und somit das Budget der zweiten Säule schwächt
- das Greening zu Abzügen bei den Prämien von Agrarumweltmaßnahmen und dem Biolandbau (Verbot der Doppelförderung) führt.
Bioland fordert daher von der Bundesregierung, die bestehenden Möglichkeiten zur Umschichtung voll auszuschöpfen. „Jährlich 15 % der Mittel müssen aus der ersten in die zweite Säule, damit Leistungen der Bauern für die Natur direkt entlohnt werden“, so Plagge. Das sichere bis 2020 mit 100 % EU-Geld folgende Maßnahmen ab:
- Umstellung und Beibehaltung des Biolandbaus
- Wichtige Agrarumwelt- und Naturschutzprogramme
- Maßnahmen für eine artgerechte Tierhaltung (Weidehaltung)
- Investitionen in Stallsysteme, die eine artgerechte Tierhaltung auf hohem Niveau ermöglichen
In der Realität sieht es dagegen aktuell ganz anders aus: Bereits zum Beginn der Förderperiode 2014 bis 2020 reichten die Mittel für die Länderprogramme nicht aus, so der Präsident weiter. Saarland, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hessen hätten schon die Antragstellung für bestimmte Förderprogramme gestoppt. Um das Ziel der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie von 20 % Biolandbau noch zu erreichen, müssten aber 3,4 Mio. ha Biolandbau finanziert werden. Laut Plagge macht das einen Mehrbedarf an Finanzmitteln für 2,3 Mio. ha, was jährlich 690 Mio. Euro zusätzlichen Aufwendungen entspricht. Der Anbauverband fordert daher bis 2020 einen Systemwechsel und hofft noch auf eine echte Agrarreform, spätestens 2020.