„Der Handel sichert die Welternährung.“ Das war Tenor der diesjährigen DLG-Wintertagung in München. Im Rahmen der großen Vortragsveranstaltung am 15. Januar verwies DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer auf die zunehmend vernetzten Wertschöpfungsketten, die Produktions- und Absatzvorteile in verschiedenen Regionen dieser Welt nutzen.
„Ganz anders als der immer wieder bemühte Vergleich mit dem Kolonialzeitalter bewirkt globaler Handel nicht Ausbeutung, sondern Partizipation“, betonte Bartmer. Komparative Kostenvorteile, die Nutzung unterschiedlicher Opportunitätskosten sind seiner Meinung nach in noch nie erlebter Intensität der Taktgeber wirtschaftlicher Entwicklung geworden.
Prof. Dr. Joachim von Braun von der Universität Bonn unterstrich die große Bedeutung des Weltagrarhandels für die effiziente Verteilung knapper Nahrungsmittel und Agrarressourcen sowie für ausländische Direktinvestitionen. Das gelte für alle Erzeugnisse entlang der Wertschöpfungskette, „denn die Landwirtschaft ist auch auf dem Weg, Teil einer umfassenden Bioökonomie zu werden.“ Investitionen in Forschung und Entwicklung von Technologien bleiben, so der Bonner Wissenschaftler, entscheidende Faktoren zukünftiger Ernährungssicherung.
Vom Freihandel profitieren nicht alle
EU und USA werden mit einem Transatlantischen Freihandelsabkommen eine deutliche Steigerung ihres Bruttoinlandsproduktes erfahren, ist Prof. Dr. Martina Brockmeier von der Universität Hohenheim überzeugt. Für Drittländer zeigten die Ergebnisse einer aktuellen Studie dazu allerdings negative Entwicklungen für das Bruttoinlandsprodukt.
Betrachte man nur den Agrar- und Ernährungsbereich, gebe es jedoch auch für die EU und die USA sehr unterschiedliche Ergebnisse. Keiner der beiden Partner des Transatlantischen Freihandelsabkommens könne seine Exporte durchgängig steigern. Die Spillover-Effekte, die sich aus dem Abbau der nicht-tarifären Handelshemmnisse mit Drittländern ergeben, wirken sich der Studie zu Folge auf die eigene Wohlfahrt positiv und auf die Wohlfahrt des Handelspartners negativ aus.
Prof. Pies: Mehr Angebot, mehr Produktivität
In seinem Vortrag zur „Ethik der Welternährung“ betonte Prof. Dr. Ingo Pies von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dass „eine nachhaltige Strategie zur Herstellung globaler Ernährungssicherheit ganz konsequent auf eine Angebotssteigerung setzen muss, vor allem auf eine Produktivitätssteigerung durch Wissensproduktion und Know-how-Transfer!“
Ein wichtiger Kanal für gelingende Know-how-Transfers von reichen zu armen Staaten sind seiner Auffassung nach ausländische Direktinvestitionen. Insofern sei es nicht hilfreich, jegliche internationale Direktinvestition als „Landgrabbing“ zu diffamieren. Auch sei es nicht hilfreich, Kleinbauern mittels Subventionen in einer dörflichen Subsistenzwirtschaft festhalten zu wollen. „Hier droht die Gefahr, dass Armutsfallen aufrecht erhalten werden, die ausgerechnet den Ärmsten schaden“, erklärte Pies.
Der Wissenschaftler wies zudem darauf hin, dass die verfehlte Kritik an Indexfonds den Blick für die eigentlich hilfreichen Maßnahmen verstelle, die in der Öffentlichkeit leider nur wenig Aufmerksamkeit erfahren.
Schweinehalter profitieren von arbeitsteiliger Produktion
In Deutschland, aber auch in den Niederlanden und in Dänemark, habe sich in den letzten Jahrzehnten eine wettbewerbsfähige, weil hocheffiziente und arbeitsteilige Produktion auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette Schwein herausgebildet, so Philipp Schulze-Esking.
Wie der Schweinehalter aus Billerbeck (Nordrhein-Westfalen) erklärte, schlagen sich die Effizienz und die Intensität der Produktion vornehmlich in niedrigen variablen Kosten nieder. „So können Nachteile der höheren Futterbeschaffungskosten, insbesondere im Eiweißbereich, gegenüber den Nord- und Südamerikanischen Staaten, teilweise kompensiert werden.“
An die politischen Entscheidungsträger appellierte er: „Wer seine inländischen Produzenten auf der einen Seite dem rauen Wind des offenen, globalen Marktes aussetzt, muss auf der anderen Seite auch aufpassen, dass er die Messlatte der heimischen Produktionsstandards nicht zu hoch hängt und die eigene Produktion erstickt.“ Wenn den Produktionsspezialisten in Nordwesteuropa die Möglichkeit gegeben werde, ihr Wissen und ihre Innovationskraft in den Bereichen Zucht, Fütterung und Tierhaltung im Sinne einer arbeitsteiligen, effizienten und umweltschonenden Produktionskette Schwein einzusetzen, bieten offene, internationale Märkte auch in Zukunft große Chancen, die Wertschöpfung hierzulande zu erhöhen.