Die europäische Ernährungswirtschaft kann sich über einen in Zukunft deutlich besseren Zugang zum kanadischen Markt freuen, aber die Fleischerzeuger in der EU müssen sich auf zusätzliche Konkurrenz aus Übersee einstellen. Das ist aus agrarischer Sicht das Fazit zu den Freihandelsgesprächen mit Kanada, die die Europäische Kommission nach mehrjährigen Verhandlungen am vergangenen Freitag offiziell abgeschlossen hat.
Danach erklärt sich die EU bereit, ihren Binnenmarkt für zollfreie Einfuhren von insgesamt 50 000 t masthormonfreiem Rindfleisch, davon 15 000 t gefroren, 75 000 t Schweinefleisch und ferner 8 000 t Zuckermais zu öffnen. Geflügelfleisch und Eier wurden außen vorgelassen. Im Gegenzug räumt Ottawa europäischen Molkereien ebenfalls zollfreie Exportmöglichkeiten über 18 500 t Käse ein, darunter 16 800 t Ware hoher Qualität. In der Kommission schätzt man den Wert solcher Käselieferungen auf 150 Mio Euro.
Darüber hinaus wird der Großteil des Handels mit verarbeiteten Lebensmitteln wie Nudeln, Keksen oder Schokolade von Beginn an liberalisiert. Auch für die meisten landwirtschaftlichen Produkte, beispielsweise Getreide, wird eine vollständige Abschaffung der Zölle angestrebt, allerdings mit mehrjährigen Übergangsfristen. Die Kommission erwartet einen Wachstumsschub durch den Anstieg des bilateralen Gesamthandels mit Gütern und Dienstleistungen um 26 Mrd Euro. Das voraussichtliche Plus für das EU-Bruttosozialprodukt wird mit 12 Mrd Euro jährlich angegeben.
Gültig werden die neuen Bestimmungen nicht vor 2015. Zunächst muss der Kompromiss noch auf beiden Seiten des Atlantiks ratifiziert werden - ein langwieriger Prozess. In Europa sind daran sowohl der Rat als auch das Europäische Parlament beteiligt. (AgE)