Die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen den Neuland-Verein wegen Betrugs bei der Vermarktung von Hähnchen sind vergangene Woche ausgeweitet worden.
Nachdem man nach Bekanntwerden des Falls im Frühling davon ausgegangen war, dass ausschließlich die Bredenbecker Geflügel GmbH aus dem niedersächsischen Wietzen von ihrer jahrelangen Vermarktung konventionell gehaltener Hähnchen als Neuland-Geflügel wusste, ist jetzt auch ein Geschäftsführer der Vermarktungsgesellschaft in Bad Bevensen ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten.
Laut einem NDR-Bericht soll er möglicherweise Kenntnis davon gehabt haben, dass es sich um konventionell erzeugte Ware handelte. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg teilte mit, sie habe Räumlichkeiten von Neuland untersucht und Unterlagen sichergestellt. Die Auswertung laufe.
Der agrarpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im niedersächsischen Landtag, Helmut Dammann–Tamke, nahm die Ausweitung der Ermittlungen zum Anlass, Landwirtschaftsminister Christian Meyer erneut „Schwarz-Weiß-Malerei im Umgang mit Lebensmittelskandalen“ vorzuwerfen. Weil mit dem Verband gerade „Meyers Blaupause für die sogenannte sanfte Agrarwende im Mittelpunkt eines handfesten Betrugsskandals“ stehe, halte sich der Minister mit den sonst „üblichen Verdächtigungen“ zurück. Dabei müsse er der Öffentlichkeit erklären, was aus dem „Neuland-Skandal“ für seine Agrarwende folge.
Ebenfalls vergangene Woche kritisierte Dammann-Tamke die Informationspolitik der Landesregierung im Fall dioxinbelasteter Eier, die Mitte Juni in einem Cloppenburger Biobetrieb aufgefallen waren. Laut einem aktuellen Beschluss des Agrarausschusses im Landtag gebe es erst nach der jetzt angelaufenen Sommerpause im September eine Unterrichtung zu den Vorgängen. Zudem habe das Agrarministerium im Juni bei der Information der Medien nicht erwähnt, dass es sich bei dem betroffenen Hof um einen biologisch bewirtschafteten gehandelt habe. Beides weise darauf hin, dass eine Verbrauchergefährdung durch Bioprodukte Meyer „offensichtlich ideologisch nicht in den Kram“ passe, unterstrich Dammann-Tamke. Anstatt umgehend und offen aufzuklären, lasse der Minister die Verbraucher allein.
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