Bislang hat sich der Chefredakteur der ZEIT, Giovanni di Lorenzo, erfolgreich gegen alle Anfragen zu einer Stellungnahme bezüglich der umstrittenen Beitragsserie „Die Rache aus dem Stall“ gewehrt. Nun hat er sich aber in einem persönlichen Gespräch die Kritik des Bauernverbandes angehört.
Wie DBV-Pressesprecher Dr. Michael Lohse gegenüber top agrar online bestätigt, nahmen an dem Gespräch in den Räumen der Berliner Hauptstadtredaktion WLV-Präsident Johannes Röring und DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken teil. Di Lorenzo brachte aus der Investigativ-Redaktion den Leiter und zwei Mitautoren des Artikels "Rache aus dem Stall" mit.
Di Lorenzo ließ durchblicken, dass sie mit einem solchen Protest nicht gerechnet hätten, aber auch nicht mit einer solchen Zustimmung aus der Bevölkerung, der Politik wie auch aus der Bauern- und Ärzteschaft. Wahrgenommen hat er aber offenbar auch die zahlreiche Proteste aus der Landwirtschaft, die Demonstration vor dem Hamburger Verlagshaus und die zahlreichen Reaktionen der Landwirte/ innen in den Sozialen Medien, allein 1.000 Mails über meine-bauernfamilie.de. Hinzu kam eine Fülle von Leserbriefen, von denen in den beiden folgenden ZEIT-Ausgaben auch eine Auswahl abgedruckt wurde.
Röring brachte die grundsätzliche Kritik und die große Empörung der Bauernfamilien und Tierärzte zum Ausdruck. Nach Ansicht des Bauernverbandes sind die Artikel einseitig und auf Sensation ausgerichtetet. Der Präsident warf der ZEIT außerdem vor, die Schweinehalter durch den Eindruck, den der gesamte Artikel vermittelt, in ihrer Berufsehre getroffen zu haben und ihre ordentliche fachliche Arbeit pauschal infrage zu stellen.
In der Sache habe sich laut Dr. Lohse zeitweise eine heftige Diskussion über die nach wie vor unterschiedlich bewertete Faktenlage und einige der einseitigen, überzogenen oder sensationsheischenden Darstellungen entwickelt. Die Investigativ Redaktion sieht nach wie vor in der modernen Tierhaltung eine für Tier und Mensch verfehlte und gefährliche "Massentierhaltung", auf die sie im Sinne grundlegender Veränderungen aufmerksam machen müsse.
Die Chefredaktion schließe eine "Richtigstellung" als unbegründet aus, vielmehr würden die kritischen und zustimmenden Reaktionen ("auch aus Bauern- und Ärzteschaft") in der Rubrik Leserbriefe wiedergegeben. Di Lorenzo überlegte, wie die Landwirtschaft mit ihren interessanten Themen den Verbrauchern und der Politik näher kommen könnte. Wir denken auch über ein Diskussionsformat auf der IGW nach, zu dem sich die Redakteure grundsätzlich bereit erklärt haben.
Die dritte Folge der umstrittenen ZEIT-Serie ist laut dem DBV-Pressesprecher übrigens in dieser Woche nicht erschienen, dafür aber Leserbriefe, die gut die landwirtschaftliche Position wiedergeben. Bis Weihnachten kündigte Di Lorenzo aber die beiden anderen Folgen an.
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