Greenpeace hat die neue Auflage seines Einkaufsratgebers „Essen ohne Pestizide“ veröffentlicht. Der Industrieverband Agrar (IVA) wirft den Umweltschützern in diesem Zusammenhang eine Dramatisierung der Behördendaten vor.
Wirkliche Neuheiten enthalte die Broschüre nicht, kommentierte der IVA. Die Lobbyorganisation beziehe erstmals die Daten der behördlichen Lebensmittelüberwachung mit ein; insofern überraschten weder die von Greenpeace veröffentlichten Zahlen zu Überschreitungen von Rückstandshöchstgehalten und zu Mehrfachrückständen noch die Feststellung, dass Ware aus dem Inland und der EU geringere Rückstände aufweise als Obst und Gemüse aus Drittländern.
Obwohl diese Daten längst veröffentlicht und bewertet seien und die Behörden Entwarnung gegeben hätten, widerstehe der über Spenden finanzierte Verein der Versuchung nicht, die Konsumenten abermals zu verunsichern, beklagte der IVA. Um den neuen Einkaufsratgeber wirkungsvoll zu vermarkten, hätten die Daten der Behörden dramatisiert werden müssen: Das neue „Greenpeace-Bewertungssystem 2012“ bediene sich zum Beispiel zusätzlicher „Vorsorgefaktoren“, die suggerieren sollten, dass die behördliche Risikobewertung keine Rücksicht auf empfindliche Bevölkerungsgruppen nehme. Dabei sollte der Umweltorganisation bekannt sein, dass die Behörden bei der Festsetzung der Rückstandshöchstgehalte bereits empfindliche Gruppen wie Kleinkinder als Maßstab zugrunde legten. „Hier wird in unverantwortlicher Weise mit den Ängsten der Verbraucher gespielt“, kritisierte Dr. Regina Fischer, IVA-Expertin für Rückstandsfragen.
Greenpeace erklärte zu seinem neuen Ratgeber, dass die Daten der Lebensmittelüberwachung und eigener Pestizidtests von Experten neu bewerten worden seien. Sie hätten hierfür mehr als 22 000 Proben untersucht. Rund 80 % des konventionell erzeugten Obstes und mehr als 55 % der Gemüseproben hätten Pestizide enthalten. Greenpeace rät deshalb, wer Pestizide im Essen vermeiden wolle, solle Bioware wählen oder auf das Herkunftsland von Obst und Gemüse achten. (AgE)