Die großen Betriebe sind nicht automatisch erfolgreicher als die kleinen, nur weil sie mehr Vieh oder Hektar haben. Entscheidend ist die Betriebsleitung. Das stellte der Chefberater der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Dr. Harald Lopotz, am Donnerstag auf dem Agrarforum der WGZ-Bank klar, das auf den Agrarunternehmertagen in Münster stattfand.
Als Beleg warf er eine Grafik an die Wand (s.u.), die die Betriebsergebnisse von Milchviehhaltern im Wirtschaftsjahr 2010/11 zeigte. Klar zu sehen war, dass es bei allen Betriebsgrößen echte Profis mit hohen Gewinnen, aber auch deutliche Verlierer gab, die schwere Verluste eingefahren haben.
Beispiel ein 100 Kuhbetrieb. „Das ist eine Größe, die man normalerweise als lebensfähig bezeichnet“, erklärte Dr. Lopotz den interessierten Landwirten. Hier gebe es eine starke Streuung von 15 Cent/kg ECM zwischen den besten und den schlechtesten Betrieben, das sind bei 100 Kühen 150.000 Euro Unterschied im betriebswirtschaftlichen Ergebnis! „Da soll nochmal einer sagen, es gibt keinen Beratungsbedarf“, so der Kammermitarbeiter.
Er kritisiert, dass immer von einem homogenen Berufsstand die Rede ist. „Es gibt aber gar nicht DIE Sauenhalter, DIE Schweinemäster oder DIE Ackerbauern. Es gibt welche, die verdienen mit Landwirtschaft Geld, andere buttern nur zu.“
Betriebe in völlig neuem Spannungsfeld
Er sieht die Höfe in einem betrieblichen Spannungsfeld. „Unternehmen, die dauerhaft langsamer als die Konkurrenz wachsen, verlieren Marktanteile und langfristig an Wettbewerbsstärke“, so Dr. Lopotz in seinem Vortrag weiter. Dieser Satz aus der Unternehmenswelt passt seiner Meinung nach auch auf die Landwirtschaft. Wer zu langsam ist, könne bei den Pachtflächen nicht mehr mithalten oder werde bei der Vermarktung irgendwann abgehängt. Noch besser findet er aber folgenden Leitsatz: Die Strategie für optimal wachsende Unternehmen ist nicht die kurzfristige Maximierung des Gewinns, sondern eine kontinuierliche Verbesserung der eigenen Wachstumsfähigkeit.
Als Herausforderungen in der heutigen Landwirtschaft sieht der Kammerberater die zunehmende Flächenkonkurrenz und die Preisspirale, in der die Betriebe stecken; Pachten werden teurer, die Kosten steigen, während die Erlöse oft sinken. Heute hätten die Höfe zudem meist mehrere Betriebsstätten und Fremdarbeitskräfte. Zunehmende Auflagen heizten den Strukturwandel an, regionale Produktionsschwerpunkte müssten geschaffen werden, die Betriebe differenzierten sich immer stärker. „Aus derselben Flächeneinheit muss immer mehr Wertschöpfung kommen und schließlich muss der Schutz des Unternehmens zusehens aus dem Unternehmen selbst kommen“, so Dr. Lopotz. (ad)
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