Ab dem 1. Januar 2013 gelten für die Schweinehalter die neuen Vorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungs-Verordnung. Deshalb sind viele Landwirte zurzeit dabei, ihre Betriebe entsprechend nachzurüsten. Die Ferkelerzeuger beispielsweise müssen sich Gedanken um die Gruppenhaltung ihrer tragenden Sauen machen, die Mäster u.a. um die Schlitzweite ihrer Betonspaltenböden.
Dabei bereitet die Auslegung der Verordnung noch etlichen Landwirten Kopfzerbrechen, wie das Wochenblatt Westfalen-Lippe berichtet. Zum einen, weil sich längst nicht alle Vorschriften problemlos in die Praxis umsetzen lassen, zum anderen, weil niemand garantieren kann, dass die hierzulande erfüllten Haltungsvorschriften auch in anderen EU-Ländern genauso pflichtbewusst umgesetzt bzw. kontrolliert werden.
Reichlich Diskussionsstoff bei der ISN
Für Diskussionsstoff war also reichlich gesorgt beim Klönabend der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands, zu der die ISN letzte Woche eingeladen nach Geseke (NRW) hatte. Um die Landwirte quasi aus erster Hand über die Detailanforderungen der Haltungsverordnung zu informieren, waren Dr. Marlies Bölling vom Veterinäramt des Kreises Paderborn und ihre Kollegin Dr. Martina Poppe vom Kreis Soest zum Klönabend gekommen, so das Wochenblatt weiter.
Stück für Stück gingen sie die rechtlichen Anforderungen durch, wobei die Tierärztinnen auf häufige Knackpunkte wie das Beschäftigungsmaterial für die Tiere in Einzelhaltung (Sauen im Deckzentrum oder Abferkelstall), die notwendige Lichtstärke von 80 Lux oder die Fußbodengestaltung im Liegebereich der Sau in der Abferkelbucht eingingen. Außerdem rieten sie den Schweinehaltern, sich vor dem Umbau mit dem Veterinäramt in Verbindung zu setzen. Dann können gegebenenfalls bei einem Ortstermin im Betrieb gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Auf jeden Fall ließen sich auf diese Weise teure „Missverständnisse“ vermeiden.
Schließlich müssen die meisten Betriebe viel Geld in die Hand nehmen, um die von 2013 an geltenden Haltungsvorschriften zu erfüllen. Auch Markus Münstermann, Sauenhalter aus Bad Wünnenberg, hat bis zum Stichtag noch einiges zu tun, wie das ISN-Beiratsmitglied erklärte. So hat er beispielsweise die Festflächenvorgabe für die Abferkelbuchten noch nicht umgesetzt. „Wir arbeiten dort überwiegend mit Kunststoffrosten. Da kann ich technisch zumindest relativ einfach zwei Elemente austauschen, um die gewünschten 0,48 m2 Festfläche mit höchstens 7 % Schlitzanteil zu erreichen“, erklärt der Ferkelerzeuger. In Buchten mit Gussrosten sei das nicht so einfach und zudem deutlich teurer.
Überhaupt müsse man insgesamt aufpassen, dass die heimische Schweinehaltung nicht durch immer strengere gesetzliche oder privatwirtschaftliche Auflagen (Tierwohl-Label) an Wettbewerbsfähigkeit verliere, mahnte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Schließlich sehe man der Bratwurst im Kühlregal nur selten an, ob das in ihr verarbeitete Schweinefleisch von Tieren aus heimischen Ställen stammt oder aus anderen Ländern mit nicht so strengen Produktionsstandards, zitiert ihn das Wochenblatt. (ad)
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