Die Deutschen sehen die moderne Landwirtschaft eher negativ. Dies beruht auf einem geringen Kenntnisstand der Menschen über den Agrarsektor. Die Landwirtschaft sollte daher in einem Dialog „auf Augenhöhe“ Vorurteile und Fehlschlüsse durch Fakten entkräften.
Dies sind Ergebnisse der Studie „Erwartungen der Gesellschaft an die Landwirtschaft“, die das Thünen-Institut im Auftrag der Stiftung Westfälische Landschaft anfertigte und gestern in Münster vorstellte. Dabei behandelten die Autoren die Themen Strukturwandel, Schweinehaltung und Biogas.
Das Bild der Landwirtschaft vieler Menschen basiert der Studie zufolge auf Kindheitserinnerungen, Bilderbuchwelten oder Werbebotschaften des Lebensmittelhandels. Fernsehberichte über die moderne Nutztierhaltung stünden im Widerspruch hierzu. Zudem erweckten sie den Eindruck, dass hinter verschlossenen Türen wirtschaftende Tierhalter etwas zu verbergen hätten. Die Autoren regen daher an, dass Tierhalter der Bevölkerung Einblick in ihre Produktion gewähren, beispielsweise durch Webcams im Stall oder Besuche durch Schulklassen.
Aber auch die Agrarwirtschaft als Ganzes sollte ihrer Meinung nach regelmäßige Einblicke in die moderne Tierhaltung ermöglichen und darüber hinaus in einen Austausch mit der Gesellschaft treten. In Labels sehen die Autoren hingegen keinen erfolgsversprechenden Ansatz zur Akzeptanzverbesserung, auch aufgrund der Überforderung der Verbraucher durch die „Label-Flut“. Eine Alternative hierzu wären Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie, wie sie derzeit im Fleischsektor diskutiert werden.
Der Politik raten die Gutachter, den Strukturwandel nicht „politisch“ zu begrenzen, sondern direkt durch Anreizmaßnahmen gezielt mehr Naturschutz, Tierwohl und bestimmte „Landschaftsbilder“ einzukaufen.
In Bezug auf die Agrarpolitik fehle den Agrarpolitikern „eine gesellschaftlich akzeptierte Vision“ für die Zukunft, so die Wissenschaflter des Thünen-Instituts. Die Politik habe die Nutztierstrategie der Deutschen Agrarforschungsallianz leider nicht hinreichend aufgenommen. Deshalb werde sich an der negativen Einstellung der Deutschen zur modernen Tierhaltung in den kommenden Jahren wohl wenig ändern. Bei der Bioenergiepolitik empfehlen die Braunschweiger Wissenschaftler, die Nutzungskonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion zu vermeiden und steilere Akzente auf Effizienz und Biodiversität zu legen.
vgl.:
Neue Studie deckt Schwächen der Agrarkommunikation auf (31.10.2013)