Millionenverluste durch die Insolvenz des Neukirchener Käsewerks und unzufriedene Lieferanten, die bei Auszahlungspreisen von 22 Cent ihrer Molkerei den Rücken kehrten. 2013 war für die Upländer Bauernmolkerei im hessischen Usseln wahrlich kein gutes Jahr.
Wie die Geschäftsführerin der Bauernmolkerei, Karin Artzt-Steinbrink, im Wochenblatt Westfalen-Lippe erklärt, ist die Stimmung mittlerweile wieder positiver. Das Gröbste scheint überwunden zu sein. Die Entscheidung, 2011 das Käsewerk Neukirchen von Hochwald zu übernehmen, begründet die studierte Landwirtin mit dem Wunsch nach weiteren lagerfähigen Produkten. In Usseln wird nur Butter und Frischmilchware hergestellt. Zudem hätten viele Milchbauern auf der Warteliste gestanden.
Erst im Betrieb hat die Molkerei dann laut Artzt-Steinbrink gemerkt, wie schwierig der Käsemarkt ist. „den konventionellen Käse konnten wir nur zu sehr geringen Preisen absetzen. Hier diktieren die Discounter die Preise. Und die Bio-Schiene lief nicht wie gedacht“, so die Chefin. Die Verluste beliefen sich auf insgesamt 3,6 Mio. Euro für das Käsewerk. Um den Schaden nicht noch größer zu machen, habe man sich dann schnell zur Insolvenzanmeldung entschieden.
Als Konsequenz haben die Upländer daraufhin im Februar das Milchgeld um 18 Cent/kg gekürzt, was einen Auszahlungspreis von 22 Cent bedeutete. 30 Milchbauern kehrten der Molkerei daraufhin den Rücken, ein Verlust von 18 Mio. kg Milch pro Jahr. Ein Großteil dieser Milchviehhalter liefert nun an die Bayerische Milchindustrie (BMI) in Obermaßfeld, andere wechselten zur Demeter-Molkerei in Schrozberg (Baden-Württemberg), einige zur Gläsernen Molkerei, so Artzt-Steinbrink.
Da diese Bauern aber die zweijährige Kündigungsfrist nicht eingehalten haben, will die Uppländer Bauernmolkerei, die den Lieferanten der Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Hessen gehört, jetzt auf Schadenersatz klagen. „Das haben auch unsere übrigen Mitglieder gefordert – schließlich müssen nun weniger Bauern die Schulden aus der Insolvenz des Käsewerks tragen“, so die Geschäftsführerin im Wochenblatt.
Aktuell kauft die Molkerei teuere Biomilch von anderen Molkereien zu. Die Preise am Spotmarkt liegen etwa 10 Cent über dem normalen Biomilchpreis. „Das ist besonders ärgerlich, weil wir deshalb weniger Milchgeld an unsere eigenen Lieferanten auszahlen können. Wir sind voll lieferfähig und es waren bislang keine Engpässe spürbar“, so Artzt-Steinbrink. Sie verweist in diesem Zusammenhang aber auf 14 neue Mitglieder, die bis Jahreswechsel 5 Mio. kg Milch zusätzlich liefern werden. Bis zum Januar 2014 soll dann die gesamte Milch wieder von den eigenen Betrieben stammen.
Damit so ein Desaster wie mit den Neukirchenern nicht noch einmal vorkommt, will die Upländer Molkerei in Zukunft einen Prokuristen auf Geschäftsführerebene einstellen, der den Vorstand in betriebswirtschaftlichen Belangen unterstützt. Größere Investitionen seien aber erstmal nicht vorgesehen, man will wieder in ruhiges Fahrwasser kommen. (ad)