Die Landwirtschaft in Deutschland hat in den vergangenen 100 Jahren einen rasanten Strukturwandel hinter sich. Wie der Rheinische Landwirtschafts-Verband (RLV) mitteilt, habe zu Beginn des vorigen Jahrhunderts der Anteil der in der Landwirtschaft Erwerbstätigen bei 38 % gelegen.
Mit zunehmender Industrialisierung und mit der Entwicklung des Dienstleistungssektors sei der landwirtschaftliche Erwerbstätigenanteil kontinuierlich gesunken und habe Anfang der 50er Jahre 24 % und Anfang des 21. Jahrhunderts nur noch knapp 2 % betragen.
Nach RLV-Angaben erzeugte ein Landwirt im Jahr 1900 Nahrungsmittel in einem Umfang, um etwa vier Personen ernähren zu können. 1950 habe ein Landwirt zehn und 2012/13 sogar 144 Personen (ohne Erzeugung aus Auslandsfuttermitteln) ernährt. Trotz dieser starken Produktivitätssteigerung sei Deutschland stets ein Nettoimportland an Agrar- und Ernährungsgütern geblieben, hebt der RLV hervor.
1900 habe der Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln bei 87 % gelegen, am Anfang des 21. Jahrhunderts (2012/13) liegt der deutsche Selbstversorgungsgrad bei etwa 92 %, bei starken jährlichen Schwankungen. Es gebe allerdings starke Schwankungen von Jahr zu Jahr.
Wie der Bauernverband weiter mitteilt, habe die enorme Erzeugungssteigerung ihre Ursachen im Einsatz von produktionssteigernden Produktionsmitteln und in der Mechanisierung der Landwirtschaft. Arbeitskräfte seien durch arbeitssparende Betriebsmittel, vor allem Maschinen, ersetzt worden. Anstatt von Zugtieren kämen heute motorisierte Maschinen zum Einsatz. Darüber hinaus bestimmten immer mehr Informations- und Kommunikationstechniken den Technikeinsatz in der Landwirtschaft. Präzisionslandwirtschaft, computergesteuerte Produktionsprozesse, integrierte Nahrungsmittelketten und Melkroboter seien Stichworte für die moderne Landwirtschaft von heute.
Im langfristigen Vergleich zeigt sich nach Auffassung des RLV eine enorme Steigerung des Wohlstandes der Verbraucher. Vor 100 Jahren habe der Anteil der Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel am gesamten Konsum noch etwa 50 % betragen; heute liege dieser Anteil bei nur 13,7 %. Dabei sei noch zu berücksichtigen, dass sich Qualität und Verarbeitung der Nahrungsmittel enorm verbessert haben.