Die genomische Selektion wird die Organisationsstruktur der Zuchtverbände und Besamungsorganisationen noch gewaltig umkrempeln.
Das machte Knut Riehmer von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft in Jena im Rahmen des 4. Mitteldeutschen Rinderworkshops am vergangenen Wochenende in Bernburg deutlich. "Da 2014 das Monopol der Zuchtorganisationen auf die genomischen Zuchtwerte fällt, können neue KB-Unternehmen entstehen. Außerdem wird sich die bestehende Verbandsstruktur ändern", erklärte Riehmer. Er geht davon aus, dass die großen Organisationen die Gewinner sein werden. Allerdings müsse man sich fragen, ob das Genossenschaftsmodell künftig in der Rinderzucht noch zukunftsfähig sei. Neben neuen Organisationen müsse man auch über neue Vermarktungsmodelle nachdenken.
Für die Züchter hätte das neue revolutionäre Verfahren einige gravierende Nachteile. Neben einem Absatzrückgang bei Zuchtkälbern trägt der Züchter die Kosten und Risiken für die Selektion selbst. Seine Zuchtorganisation wird außerdem als Produzent von Bullenkälbern zum Konkurrent des Züchters. Hinzu komme, dass hochwertige Kälber deutlich teurer werden. Züchter und Organisationen haben künftig außerdem weniger Zeit, um ihr investiertes Geld wieder einzuspielen, betonte der Zuchtexperte. Die erwartete Senkung der Spermapreise sei bisher nicht eingetreten, weil das Verfahren erstmal sehr teuer sei.