Die Beregnung von Grünland ist kostspielig. Doch wenn die Narbe vertrocknet, können Zukauffutter, Milchausfall und Neuansaat teurer sein. Wie teuer, das hat die LWK Nordrhein-Westfalen berechnet.
Unser Autor
Dr. Edmund Leisen, Öko-Team LWK Nordrhein-Westfalen
Dr. Edmund Leisen, Öko-Team LWK Nordrhein-Westfalen
Dr. Edmund Leisen, Öko-Team LWK Nordrhein-Westfalen
Spätestens seit der extremen Trockenheit 2018 denken Landwirte vermehrt darüber nach, auch ihr Grünland zu beregnen. Dies ist etwa in Südtirol gängige Praxis, wie die Zusatzinfo auf S. 63 zeigt. Doch für Deutschland fehlen zuverlässige Daten und Argumente, wann der Kunstregen ökonomisch und praktisch sinnvoll ist. Erfahrungen sammelten im vergangenen Jahr 2018 einige Betriebsleiter im Projekt „Öko-Leitbetriebe in NRW“. Sie beregneten ihre Kurzrasenweiden. Im Vergleich zu früheren Jahren war 2018 auf diesen Betrieben ein meist ertragreiches Weidejahr. Allerdings war auch der Arbeitsaufwand enorm: Die Betriebe beregneten bis zu 16 Wochen lang mit 1,4 bis 3,6 mm pro Tag.
Erst Kosten klären
Fragen Sie sich besser, bevor Sie Ihr Grünland beregnen: Kann der Betrieb diesen Arbeitsaufwand leisten – auch nachts über mehrere Wochen? Ist Grundwasser oder Oberflächenwasser verfügbar? Besteht die Aussicht, dass die Nutzung genehmigt wird? Verfügt der Betrieb über Wasserrechte? Und ab wann lohnt sich die Bewässerung von Grünland?
Denn auch mit einer gebrauchten Anlage, bei oberflächennahem Grundwasser und auf einer ebenen Fläche, also unter günstigen Bedingungen, belaufen sich die Beregnungskosten auf 536 bis 1048 €/ha und Jahr. Dieser Betrieb in dem Fallbeispiel vom Niederrhein in der Übesicht 1 beregnete 21 ha Grünland 42 Tage lang. Bei ihm drückt das Brunnenwasser im Bohrloch bis an die Bodenoberfläche und ist kostenlos verfügbar. Andernfalls kämen Kosten für die Wasserförderung auf den Betrieb zu. Ist Oberflächen- oder Grundwasser verfügbar, kann sich eine Beregnung lohnen, wenn man dadurch schwerwiegende Trockenschäden bei Grünland und Kleegras vermeidet.
Narbenschäden verhindert
Denn sind die Trockenschäden derart groß, dass eine Neuansaat erforderlich wird, kann dies im Extremfall einen vollen Jahresertrag kosten. Wo es 2018 von Vegetationsbeginn bis November zu wenig geregnet hatte, fehlten auf den Öko-Leitbetrieben bis zu 60% des Ertrags. War der Bestand abgestorben und die Neuansaat bisher nicht erfolgreich, fehlte zusätzlich der erste Aufwuchs 2019. Durch eine zweifache Neuansaat, Futterzukauf und Leistungseinbußen bei den Tieren können Kosten von über 2000 €/ha entstehen.
Ob eine Beregnung erforderlich ist um Narbenschäden zu vermeiden, sollte man daher schlagspezifisch untersuchen. Zwei der Leitbetriebe blieben z.B. von Narbenschäden verschont. Dort genügten kleine Regenmengen in den Trockenmonaten. Die Flächen brachten bis zum Herbst zwar geringe Erträge, waren dann aber wieder grün. Auf zwei anderen Betrieben zeigten sich großflächig abgestorbene Narben. Diese westhängigen oder tiefliegenden, humosen Flächen produzierten im Herbst zwar wieder Futter, es blieben aber großflächig abgestorbene Bereiche.
Bleibende Schäden waren vor allem auf leichten Böden und Südhängen zu beobachten. Im Jahr 2018 waren nach lang anhaltender Trockenheit aber auch Kleegrasflächen z.B. am Niederrhein auf lehmigem Boden betroffen.
Wasser für den Ertrag
Wie viel Wasser für das Grünlandwachstum notwendig ist, lässt sich am besten auf Sandboden ohne Grundwasseranschluss abschätzen. Denn die Winterniederschläge sind hier schnell aufgebraucht. Entscheidend ist dann, wie viel Regen in der Vegetationsperiode fällt.
Davon hängt neben dem Graswachstum auch der Milchertrag ab, wie das Beispiel eines Öko-Leitbetriebes aus den Jahren 2016, 2017 und 2018 zeigt. Die Niederschläge und der Milchertrag sind in den Übersichten 2 bis 4 dargestellt. Der Betrieb wirtschaftet auf Sandboden, mit etwa 20 Bodenpunkten. In den Jahren 2016 und 2017 hat der Betrieb nicht beregnet.
Im Jahr 2016 (Übersicht 2) regnete es genügend, um den für diesen leichten Standort hohen Milchertrag von 9038 kg Energie-korrigierte Milch/ha (ECM/ha) zu produzieren. Der wenige Niederschlag bis Mitte Juni 2017 (Übersicht 3) betrug im Mittel 1,1 mm je Tag. Das genügte nur für einen Milchertrag von 30 kg ECM/ha und Tag.
Anders 2018 (Übersicht 4): Schon ab Mitte April beregnete der Betrieb seine Grünlandfläche mit 20 mm pro Woche. Daraufhin lag der Milchertrag in den nachfolgenden Monaten bis September um 40 kg ECM/ha und Tag. Bis zum Oktober reichten die geringen Niederschläge. Die Frage, wie weit der Betrieb die Beregnungsmenge senken kann, muss in den nächsten Jahren untersucht werden.
Bedingt wirtschaftlich
Drohen größere Narbenschäden, kann die Beregnung wirtschaftlich sein. Für die reine Ertragssicherung genügen bei lang anhaltender Trockenheit im Frühjahr und Herbst 1,4 mm/Tag, und im Sommer 2,8 mm Wasser, im Mittel etwa 1,9 mm. Doch eine Beregnung dürfte auch unter günstigen Bedingungen – wie in der Übersicht 1 – meist teurer sein als der Futterzukauf.
Auf produktiven Standorten mit 15000 kg ECM/ha lohnt sich die Beregnung, sofern man dadurch mindestens 30% Ertragseinbußen vermeidet. Ist der Hektarertrag halb so hoch, müssen es mindestens 60% sein.
Um schwerwiegende Trockenschäden zu vermeiden, kann sich Beregnung auf Grünland lohnen. Andernfalls dürfte sie nur unter sehr günstigen Bedingungen wirtschaftlich sein. Nehmen Sie auf jeden Fall vor der ersten Investition eine Beratung wahr.
friederike.mund@topagrar.com
friederike.mund@topagrar.com
Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht im bioland-Fachmagazin 04/2019.
Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht im bioland-Fachmagazin 04/2019.
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