Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

topplus Interview

Absurde Debatte: „Wir werden künftig Biokraftstoffe exportieren“

Lesezeit: 4 Minuten

Die Bundesregierung plant einen Ausstieg aus Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse. Bedeutet das komplette Ende der Biokraftstoffe in Deutschland?

Arens: Auch mit dem Beschluss wird es bei uns weiterhin Biokraftstoffe geben. Denn sie werden – ob flüssig oder gasförmig – auch aus Rest- und Abfallstoffen hergestellt. Das Abfallpotenzial ist jedoch, wie auch bei der Biomasse, begrenzt. Steigende Importe von gebrauchten Speisefetten wären die Folge.

Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Biodiesel aus Raps könnte zwar von der Anrechnung auf die THG-Quote ausgeschlossen werden, ein völliges „Verbot“ ist aber gar nicht möglich. Denn für die Einhaltung der Normvorgaben für die Winterqualität von Diesel bzw. Biodiesel muss Biodiesel beigemischt werden. Dies zeigt z.B., wie wenig durchdacht der Vorschlag ist.

Auch in der Land- und Forstwirtschaft können Biokraftstoffe weiter eingesetzt werden, denn die Gesetzesänderung betrifft aus Sicht der UFOP nur den Verkehrssektor.

Wie würde sich die Biokraftstoffherstellung verändern?

Arens: Rapsverarbeitung und Biodieselherstellung würden weiter in Deutschland stattfinden, auch wegen des Bedarfs an Rapsextraktionsschrot. Allerdings würden die produzierten Biodieselmengen und damit auch das CO2-Einsparpotenzial exportiert. Derzeit sind dies ca. 1 Mio. t jährlich.

Was das Umweltministerium nicht versteht: Gemäß der europäischen „Effort Sharing Regulation“ muss Deutschland aufgrund seiner Wirtschaftskraft eine hohe CO2-Einsparung erfüllen, kann aber Emissionsrechte zukaufen. Es könnte also zur kuriosen Situation kommen, dass Deutschland seinen Raps-Biodiesel nach Ungarn verkauft, sein Klimaziel aber nicht erfüllen kann und dann Emissionsrechte von Ungarn zukauft.

Biokraftstoffe sind eine Klimaschutzoption für den bestehenden Fahrzeugpark mit Verbrennungsmotor und wichtig zur Produktion von gentechnikfreien Futtermitteln. Warum fruchten diese Argumente in der Politik nicht?

Arens: Das Hauptproblem ist, dass die Debatte nicht faktenbasiert, sondern emotional und von Parteitaktik geprägt geführt wird. Im Jahr 2030 werden immer noch 35 Mio. Verbrenner auf Deutschlands Straßen unterwegs sein. Wir müssen den Kraftstoff in diesen Fahrzeugen erst einmal fossilfrei bekommen. Deshalb nehmen Biokraftstoffe eine Brückenfunktion auf dem Weg zu innovativen Antriebstechnologien ein.

Und dass der klare Zusammenhang zwischen der Biokraftstoffverarbeitung und der Bereitstellung von gentechnikfreien Futtermitteln ignoriert wird, liegt an der Pauschalkritik der Grünen an der Tierhaltung in Deutschland. Ohne Tiere braucht es auch keine heimischen Eiweißträger. Heimischer Raps ist vorläufig die wichtigste Kultur in einer Eiweißstrategie, zukünftig ergänzt um Körnerleguminosen. Das versteht die UFOP unter einem ganzheitlichen Ansatz im Ackerbau und der Entwicklung von Wertschöpfung.

Noch stößt der Vorschlag der Grünen bei der FDP auf Widerstand. Könnten Biokraftstoffe zur Verhandlungsmasse werden, wenn die FDP andere Forderungen gegen den Widerstand der Grünen durchsetzen will?

Arens: Die Bundesregierung hat derzeit einige „wichtigere“ Themen zu diskutieren, zum Beispiel die Planungsbeschleunigung beim Ausbau der erneuerbaren Energien und bei der Reparatur bzw. dem Ausbau von Straßen und Autobahnbrücken. Daher spielten die Biokraftstoffe dem Vernehmen nach im vergangenen Koalitionsausschuss keine Rolle. Aber die Gefahr eines Deals, also des gegenseitigen Aushandelns von Gesetzespaketen, besteht in einer solchen Konstellation immer.

Rapsölkraftstoff ist immer noch eine wichtige Option für die Landwirtschaft, um ihr Sektorziel nach dem Klimaschutzgesetz zu erfüllen. Jetzt ist allerdings die Steuerbefreiung ausgelaufen. Wäre das geplante Gesetz von BMUV und BMEL in diesem Markt der endgültige Sargnagel?

Arens: Auch der Sektor Landwirtschaft wird weitere Anstrengungen unternehmen müssen, die Klimabilanz zu verbessern. Ein Ansatzpunkt ist dabei der Ersatz fossiler Kraftstoffe in Maschinen durch Land- und Forstwirtschaft, auch durch batterieelektrische Antriebe. Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse sind aber in den Bereichen die einzige Alternative für Schlepper, in denen eine sehr hohe Leistung abgefordert wird, etwa ab 100 PS und mehr.

Vor allem bei mittleren und schweren Tätigkeiten in der Landwirtschaft ist eine dem Diesel ähnliche Leistungsdichte erforderlich. Dies können auf absehbare Zeit nur flüssige und gasförmige Kraftstoffe liefern. Nachhaltige Biokraftstoffe wie Pflanzenöl oder Biodiesel sind auch noch im nächsten Jahrzehnt die einzige Möglichkeit, die CO2-Emissionen mobiler Maschinen signifikant zu senken.

Wie schätzen Sie die Chancen von Biomethan und Bio-LNG aus Reststoffen sowie anderen Biokraftstoffen der zweiten Generation aus Sicht der Landwirtschaft ein?

Arens: Biomethan ist grundsätzlich eine wichtige Option für die Landwirtschaft, weil es einen steigenden Bedarf gibt, auch bei der stofflichen Nutzung durch die chemische Industrie fossiles Methan zu ersetzen. Außerdem ist es ein wichtiger Energieträger für die Verwendung in der Landwirtschaft. Bio-LNG ist für den Schwerlastverkehr als kostengünstigste Alternative interessant. Die Landwirtschaft ist hier der Schrittmacher auch für Kommunen, die Biogas als Nebenprodukt der Klärschlammaufbereitung gewinnen. Aber diese Maßnahmen müssen zusätzlich sein, denn Verlagerungseffekte, z.B. vom BHKW auf die Straße, bringen dem Klimaschutz nichts.

△ Stephan Arens ist Geschäftsführer der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP).

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuellen Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.