Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) droht der Kanzlerin kurz vor Beginn des heutigen Energiegipfels mit einem Alleingang seines Bundeslandes bei der Energiewende. Wenn die Regierung in Berlin nicht die größten Probleme der Energiewende löse, werde sein Land ein "Bayernwerk" gründen. Das meldet die „Süddeutsche Zeitung“ heute auf ihren Internetseiten.
Damit würde Seehofer zu einer staatlichen Stromwirtschaft zurückkehren. Seehofer sind nach eigenem Bekunden zwar marktwirtschaftliche Lösungen lieber, aber staatliche wären auch denkbar. Zugleich legte er den so genannten Bayernplan vor. Wörtlich heißt es in dem Beitrag dazu: Dessen Kern ist, dass der Ausstieg aus der Atomkraft zu einem weit geringeren Teil durch neue Gaskraftwerke abgefangen wird, als bisher geplant. Die Lücke sollen kleine Biogasanlagen schließen, die überwiegend Gülle und landwirtschaftliche Reststoffe verstromen. Noch müsse das Vorhaben aber eingehend geprüft werden.
Mit der Prüfung hat Seehofer Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) beauftragt. Der sagte der Süddeutschen gegenüber, aus den kleinen Biogasanlagen könnten etwa 2.000 Megawatt Leistung erzeugt werden. Damit könnte man die Hälfte des Atomstromes ersetzen, der bis zum Jahr 2022 durch den Atomausstieg in Bayern entfällt. "Ich denke, das ist realistisch", zitiert die Zeitung Brunner.
Bislang war geplant, dass vor allem Wind-, Strom und Wasserkraft den Atomstrom ersetzen sollen. Es fehlt aber laut Seehofer an staatlichen Anreizen aus Berlin. Sollte der Energiegipfel dieses Problem nicht lösen, werde Bayern daher selber handeln. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will sich heute mit den 16 Ministerpräsidenten der Länder treffen, um über die Probleme mit der Energiewende zu sprechen. (-ro-)