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Neu für flexible Biogasanlagen: Solarstrom verändert den Markt

Während flexible Biogasanlagen früher von hohen Strompreisen im Winter profitiert haben, sorgt die Photovoltaik für neue Verhältnisse, erklärt Christian Dorfner von SKVE im top agrar-Interview.

Lesezeit: 6 Minuten

Flexible Biogasanlagen profitieren davon, dass sie Strom nur zu den Zeiten produzieren und ins Netz einspeisen, in denen er viel Wert ist. Bereits heute gibt es tagesüber oder am Wochenende große Schwankungen beim Strombedarf und damit beim Preis.

Christian Dorfner vom Stromhandelsdienstleister SK Verbundenergie aus Regensburg erklärt, wie die Photovoltaik den Markt aktuell verändert und auf was sich Betreiber einstellen sollten.

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Nach dem Preishoch an der Strombörse in den Jahren 2022/23 hat sich der Markt wieder beruhigt. Wie wirkt sich das auf die Rentabilität von flexiblen Biogasanlagen aus?

Dorfner: Entscheidend für die flexiblen Anlagen ist nicht nur das absolute Preisniveau, sondern vor allem der Unterschied zwischen den guten und schlechten Preisen innerhalb eines Tages. Vor 2022 waren im Winter die Börsenpreise am höchsten und damit auch die Schwankungen für flexible Anlagen am lukrativsten. Es hat aber 2023 begonnen, dass auf einmal im Sommer die höchsten Spreads zu sehen waren, also die höchsten Unterschiede zwischen den negativen und den hohen Preisen eines Tages.

Woran liegt das?

Dorfner: Zum einen wurde gesicherte Leistung der Atomkraftwerke abgeschaltet, zum anderen immer mehr fluktuierende Wind- und PV-Anlagen installiert. Der Anteil der volatilen Stromerzeuger ist somit deutlich angestiegen und bekommt mehr Gewicht in der täglichen Preisfindung. Im Sommer ist oft die Sonne der entscheidende Faktor für den Börsenpreis: Je mehr PV-Strom im Netz ist, um so preisbildender ist er.

Seit April dieses Jahres ist der Unterschied zwischen guten und schlechten Preisen eines Tages deutlich gestiegen. Die „Mittagsdelle“ zwischen 11 und 15 Uhr ist deutlich schlechter bepreist als im Winter. Damit lohnt sich die Flexibilität im Sommer mehr, obwohl die Durchschnittspreise im Sommer nach wie vor unter denen des Winters liegen.

Bislang war es ja interessant für Biogaserzeuger, die Gasproduktion vom Sommer mehr auf den Winter zu verlagern, um im Winter mehr Wärme zur Verfügung zu haben. Ändert sich das jetzt?

Dorfner: Ja, das muss man für die Anlagen prüfen. Das macht die Produktion nicht einfacher, sie muss besser geplant werden. Doch es zeigt sich, dass im Sommer höhere Erlöse als im Winter zu erzielen sind. Und das wird auch erstmal so bleiben: Wenn wir immer mehr PV-Anlagen installieren, wird sich die Entwicklung noch verschärfen.

Jedoch wird für Anlagen mit hoher Wärmenutzung – wie bisher auch – der Wärmebedarf die bestimmende Größe für die saisonale Verschiebung bleiben. Denn über den Strommarkt können wir im Schnitt zwar 2 bis 6 ct/kWh mehr erlösen, der Wärmeerlös liegt mit bis zu 10 ct/kWh deutlich darüber.

Die Bundesregierung will aber ja ab 2025 einführen, dass Anlagenbetreiber bei negativen Strompreisen keine Vergütung mehr bekommen. Wird das nicht dazu führen, dass Solaranlagenbetreiber den Strom speichern oder anders verwerten, um die Mittagsdelle zu vermeiden?

Dorfner: Das stimmt, aber wir gehen davon aus, dass es noch eine Zeit dauert, bis PV-Anlagen ihre Einspeisung zur Mittagszeit signifikant verschieben werden. Der Preisunterschied wird für Biogasanlagenbetreiber attraktiv bleiben, auch wenn viele neue kleine und große Batteriespeicher installiert werden. Denn diese werden den Strom nur kurzfristig für wenige Stunden speichern.

Aber auch die Planer von Solarparks haben natürlich bereits dazugelernt und richten ihre Parks nicht mehr nur nach Süden aus. Welchen Effekt das hat, kann man heute schon an den neuen Agri-PV-Anlagen mit schwenkbaren Modulen sehen, die ein ganz anderes, viel gleichmäßigeres Erzeugungsprofil haben, als starr nach Süden ausgerichtete Module.

Stichwort Batterien: Werden sie dem BHKW Konkurrenz auf dem Strommarkt machen und dessen Aufgaben übernehmen?

Dorfner: Im Strommarkt werden die Batterien vor allem den kurzfristigen Intradayhandel, also den Viertelstundenmarkt bedienen. Das schafft ein BHKW nur in den An- und Abfahrrampen und beim Wechsel zwischen Voll- und Teillast. Es braucht für einen verschleißarmen Betrieb eher Blöcke mit 2 bis 3 Stunden. Das ist meist morgens und abends der Fall. Die Batterien verteilen ihre einzelnen Viertelstunden eigentlich über den ganzen Tag. Daher ergänzen sich die Technologien sehr gut.

Welchen Einfluss auf den Strommarkt werden dynamische Stromtarife haben, die ab 2025 Pflicht werden?

Dorfner: Sie werden zwar dazu führen, dass die Verbraucher ihren Konsum eher in Zeiten legen, in denen der Strompreis niedrig ist. Aber bis sich das auf den Strommarkt spürbar auswirkt, wird es eine Zeitlang dauern. Einen größeren Hebel hätte der Einfluss von gesteuerten Ladesäulen. Werden Millionen E-Autos in Zeiten mit niedrigem Strompreis bzw. viel Sonne geladen, ließe sich schon eine gewisse Glättung der Erzeugungsspitzen erreichen.

Wie verändert die Lage den Speicherbedarf einer Biogasanlage?

Dorfner: Hohe Flexibilität in Verbindung mit langem Ausschalten wir immer wichtiger. Sie sollte mit entsprechend großem Gasspeicher und Wärmepufferspeicher oder einer Anpassung der Fütterung in der Lage sein, das Wochenende zu überbrücken. Denn gerade im Sommer reichen Wind- und Solarstrom bereits öfters aus, um an verbrauchsarmen Tagen den Strombedarf zu decken, was zu sehr niedrigen Strompreisen führt.

Aber auch unabhängig vom Wochenende können länger andauernde Windphasen dafür sorgen, dass der Strompreis für mehrere Tage sehr niedrig ist und sich die Einspeisung von flexibilisierten Biogasstrom nicht lohnt. Wenn der Wind dann nachlässt, kann der Preis schnell wieder ansteigen. Auf solche Profile können konsequent flexibilisierte Anlagen gut reagieren und von hohen Preisen profitieren. Denn es wird noch lange dauern, bis wir an jedem Windpark einen Elektrolyseur haben und damit die Stromproduktion geglättet wird.

Mit gut verdaulichen Substraten wie Zuckerrüben können Anlagenbetreiber die Stromproduktion schnell erhöhen. Gibt es aus Ihrer Sicht weitere Trends für eine flexible Fütterung?

Dorfner: Mit dem gezielten Erhöhen oder Drosseln der Substratzugabe lässt sich die Gasproduktion schon etwa einen halben Tag vorher anpassen, mit den genannten „schnellen“ Substraten sogar innerhalb vom 30 Minuten. Das kann man oft bereits mit der vorhandenen Technik machen. Wir arbeiten aktuell mit einem vollständig automatisierten Prozess, bei dem wir den Fahrplan automatisch an den Gasfüllstand anpassen. Künftig kann uns der Kunde aber auch seine voraussichtliche Gasbildungsprognose mitteilen, womit wir einfach noch genauer wissen, wieviel Biogas vor allem wann zur Verfügung stehen wird. Das ist gerade bei den Anlagen interessant, die wenig Gasspeicher besitzen.

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