Charlotte Bühner hat in ihrer Masterarbeit das Tierwohl und die Ökonomie in verschiedenen Außenklimaställen für Schweine bewertet. Verbraucherwunsch und Realität gehen dabei auseinander.
Außenklimaställe für Mastschweine liegen im Trend. Doch rechnet sich das System betriebswirtschaftlich für die Schweinehalter? Wie steht es um das Tierwohl und die Mastleistungen in den neuen Stallsystemen? Dieser Frage ist Charlotte Bühner aus Erwitte in Nordrhein-Westfalen (NRW) in ihrer Masterarbeit an der Universität Göttingen nachgegangen. Die politischen und gesellschaftlichen Diskussionen zum Umbau der Tierhaltung bewegten die Landwirtstochter dazu, das Thema Außenklimaställe näher zu untersuchen.
In Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer (LWK) NRW führte sie eine Befragung in insgesamt 39 Schweinemastbetrieben mit Außenklimaställen durch. Dabei erhob sie die Kennzeichen der jeweiligen Stallsysteme sowie die Leistungs- und Gesundheitsdaten der Schweinemast.
Um die gewonnenen Daten besser einordnen zu können, führte die 25-Jährige anschließend Interviews mit verschiedenen Akteuren der Wertschöpfungskette von Schweinefleisch. Dabei beurteilten unter anderem Prof. Wolfgang Büscher von der Uni Bonn und Georg Freisfeld vom Erzeugerring Westfalen die verschiedenen Stallvarianten aus der Umfrage und gaben eine Einschätzung zur Zukunftsfähigkeit von Außenklimaställen.
Abschließend erstellte die Agrarabsolventin mit Unterstützung von Ökonomieberater Stefan Leuer von der LWK NRW eine Vollkostenrechnung für zwei Beispielbetriebe. Die untersuchten Betriebe mästen ihre Schweine jeweils zum einen in einem Außenklimastall und zum anderen in einem konventionellen Warmstall. Charlotte Bühner konnte so die Leistungen der beiden Systeme vergleichen.
Verbraucher wünschen Stroh
Am tiergerechtesten bewertet sie das System der PigPort3-Ställe. „Die Schweine können hier verschiedene Funktionsbereiche nutzen und sich im Sommer im Spaltenbereich gut abkühlen“, erklärt sie.
Die Verbraucher bevorzugen dahingegen eher Tiefstreuställe. „Der Anblick von Schweinen auf Stroh kommt laut Einschätzung der Experten bei den Konsumenten gut an. Die Einstreu kann allerdings zu Klauenproblemen führen und die Emissionswerte erhöhen“, beschreibt Charlotte Bühner den Zwiespalt.
Eine der größten Herausforderungen für Landwirte mit Außenklimaställen ist der Aufbau der eigenen Vermarktung. „Mäster sollten die Zahlungsmodalitäten und Anforderungen der unterschiedlichen Labelprogramme genau vergleichen“, empfiehlt Bühner.
Für die Beispielbetriebe aus ihrer Masterarbeit rechnet sich die Vermarktung der Schweine über ein Markenfleischprogramm. Beide Betriebe hatten allerdings bereits einen Außenklimastall und blieben von hohen Baukosten verschont. Sie mussten für den Einstieg in ein Label nur wenige zusätzliche Anforderungen, wie z.B. ein höheres Platzangebot und zusätzliches Beschäftigungsmaterial, realisieren. Zwischenzeitlich sind jedoch u.a. die Kosten für Futter stark gestiegen. Daher ist sich Bühner unsicher, ob die Rechnung heute noch aufgehen würde. „Bei steigenden Produktionskosten sollten die Programmanbieter ihre Boni anpassen“, lautet ihr Fazit.
Der Vergleich der Vollkosten hinkt allerdings leicht. „Viele Landwirte konnten den Arbeitszeitbedarf nicht genau angeben, sondern nur schätzen“, erklärt sie die Stolpersteine bei der Datenerhebung. Gleiches galt für die Höhe der Baukosten. „In beiden Bereichen müssen künftig noch mehr konkrete Zahlen erhoben werden“, stellt sie fest.
Das Thema alternative Haltungskonzepte beschäftigt Charlotte Bühner weiterhin. Zuletzt konnte sie ihre Erfahrungen als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Netzwerk Fokus Tierwohl einbringen. Zum Jahresbeginn ist sie an die Universität Göttingen zurückgekehrt um dort in einem Tierwohlprojekt zu Mobilställen für Legehennen zu promovieren. Anna Hüttenschmidt ▶