Auf EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos sind die deutschen Öko-Verbände nicht gut zu sprechen. Dieser will im März eine neue Bio-Kennzeichnungsverordnung vorlegen und damit die Kontrollen und den Import von Öko-Produkten sicherer machen.
„Die Vorschläge sind völlig praxisfremd“, schimpft Bioland-Präsident Jan Plagge im Interview mit top agrar online. Die Öko-Verbände seien für eine sinnvolle Weiterentwicklung – nicht aber für eine Totalrevision.
So sieht der inoffiziell durchgesickerte Entwurf vor, den Einsatz von konventionell erzeugtem Futter, Saatgut und Jungtieren drastisch einzuschränken oder ganz zu verbieten. Unmöglich sei das. „In manchen Regionen gibt es gar kein oder viel zu wenig Öko-Saatgut“, beschreibt Plagge die Realität. „Wenn das kommt, steigen besonders kleinere und mittlere Betriebe aus.“
Verboten werden soll zudem die Anbindehaltung von Rindern. Auch davon seien kleinere Milchviehbetriebe betroffen, macht der grüne Europa-Abgeordnete Martin Häusling im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) die Folgen deutlich. „Dann müssten 50 % der Bio-Betriebe im Alpenraum schließen.“
Auf Unverständnis stösst auch der Plan der Kommission, öko-spezifische Grenz- werte für Pflanzenschutzmittel einzuführen, die unterhalb der normalen Grenzwerte liegen. Bio-Produktion finde in derselben Natur und Umwelt statt, wie die gesamte Landwirtschaft. Alle Stoffe, die sich in der Umwelt befinden, träfen auch den Bio-Bauern.
„Wenn wir die Ernte ins Labor schicken und alle Produkte von der Vermarktung ausschließen müssen, in denen sich solche Stoffe nachweisen lassen, kann niemand mehr Bio-Landbau betreiben“, ist Plagge sicher.
Tatsächlich haben die deutschen Bio-Lebensmittel kein Rückstandsproblem. Nur in 2 % der Proben habe es Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gegeben. In mehreren südeuropäischen EU-Staaten lag die Beanstandungsquote dagegen bei rund 9 %, berichtet die FAZ.
Noch hat Ciolos die Kritik der Öko-Verbände nicht aufgenommen. „Wir kämpfen weiter für praxisgerechte Lösungen“, betont Plagge. Bund, Länder und der Bauernverband unterstützen die Öko-Branche dabei.