Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

Aus dem Heft

„Die Leute müssen wissen, wofür sie bezahlen“

Lesezeit: 4 Minuten

Schweinemäster Christoph Becker sind Fernsehauftritte wichtig, obwohl er auch schon von der ARD diffamiert wurde.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Vor rund einem Jahr traute Christoph Becker seinen Augen nicht: Es klingelte an seiner Haustür, und als er öffnete, stand ihm ein Kamerateam gegenüber. Eine ARD-Reporterin hielt ihm Fotos von im Kot liegenden und kranken Tieren vors Gesicht. Die Tierschutzorganisation Animal Rights Watch (ARIWA) war offensichtlich nachts heimlich in seinen Stall eingebrochen, hatte die Bilder gemacht und dem Sender zugespielt.


Ganz zufällig wurde er offenbar nicht Opfer des Medienangriffes. Er vermutet, dass man ein Exempel an ihm statuieren wollte, weil er am Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes teilnimmt und zuvor viel Werbung dafür gemacht hatte.


Verhindern konnte Becker die Ausstrahlung allerdings nicht mehr. Die ARIWA-Aufnahmen flimmerten in „Report Mainz“ zur besten Sendezeit über die Bildschirme. Zwar kam auch Becker in dem Beitrag zu Wort und wies darauf hin, dass die gezeigten Probleme lediglich 1 % des Bestandes betreffen würden. Die Sendung zeichnete dennoch ein düsteres Bild von der deutschen Schweinehaltung. Immerhin hat er mittlerweile gemeinsam mit dem Fleischkonzern Vion erfolgreich gegen die ARD geklagt. Er konnte beweisen, dass seine Tiere gesund sind und nicht im Kot liegen. Die ARD darf die Sendung daher nicht mehr verbreiten. „Das ist ein beruhigendes Gefühl“, so Becker. Auch der Kreisveterinär, der wenige Tage nach der Sendung besorgt den Stall inspizierte, kam zu dem Ergebnis, dass Becker seine Schweine in Wirklichkeit vorbildlich hält.


Seinen Berufskollegen rät Becker, falls plötzlich das Fernsehen vor der Tür stehen sollte: „Sagen Sie erst mal, dass die nichts filmen dürfen.“ Denn die Kamerateams dürfen keine Bilder vom Hof oder Personen ohne deren Zustimmung senden. „Sobald man allerdings auf eine Frage des Reporters antwortet, wird das rechtlich als stillschweigende Zustimmung gewertet“, erklärt Becker.


Eine weitere Möglichkeit: Das Team selber mit der Handykamera filmen und nach dem Personalausweis verlangen. Sowieso würde Becker auf unangekündigte Fernsehteams gar nicht mehr reagieren. „Da ist eher mit Negativem zu rechnen“, sagt er.


Tipps für Landwirtskollegen:

Ein positives Zeichen sei es, wenn Fernsehleute sich vorher ankündigen und bereitwillig erklären, was sie mit dem Bericht erreichen wollen, so Becker. Der Schweinemäster will sich aber auch nicht vor jeder Kritik verschließen. So wurde im ZDF einmal diskutiert, ob der von Becker praktizierte Verzicht auf das Schwanzkupieren überhaupt durchzuhalten ist oder ob das nur zu vermehrtem Schwanzbeißen führt. „Und das ist ja dann auch eine faire, objektive Darstellung“, findet Becker.


Sobald er vor der Kamera steht, versucht er, alles so zu erklären, als ob die Leute zum ersten Mal ein Schwein sehen. Denn kaum ein Normalbürger könne etwas mit der Spaltenbreite oder den Quadratmetern pro Tier anfangen.


Überhaupt können sich die Zuschauer Bilder viel leichter merken als Zahlen und Fakten. Deswegen hilft es auch nichts, auf Bilder von toten Tieren mit Zahlen zur niedrigen Verlustrate von 0,5 % zu reagieren. Denn die Zuschauer können damit nichts anfangen und merken sich dann nur das Bild vom toten Schwein. Becker hält es für besser, ebenfalls mit entsprechenden Bildern zu argumentieren: „Es muss rüberkommen: Wir Landwirte kümmern uns darum, dass es unseren Schweinen gut geht. Und um Kranke kümmern wir uns ganz besonders intensiv.“


Wofür die Leute bezahlen:

Trotz seiner negativen Erfahrungen ist Becker überzeugt davon, dass die Landwirte weiterhin den Kontakt zu den Medien suchen sollten. Gerade, wenn man sein Fleisch wie er unter dem Tierschutzlabel verkaufen will, gelte: „Die Leute müssen wissen, wie es im Stall aussieht und wofür sie bezahlen!“-cm-

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuellen Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.