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Mitarbeiter-Umfrage: Warum Geld nicht alles ist

Lesezeit: 6 Minuten

Das Ergebnis unserer Mitarbeiter-Umfrage: Die Bezahlung ist für die Angestellten nicht das Wichtigste an ihrem Job. Was dann?


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Die Wirtschaft boomt, die Arbeitskräfte werden weniger: In Deutschland ist der Wettbewerb um Mitarbeiter härter denn je. 42 Millionen Erwerbstätige gibt es aktuell, so viele wie noch nie in der Geschichte. Bei gleichzeitig weniger als zwei Millionen Erwerbslosen sprechen viele Experten von Vollbeschäftigung.


Was für die Arbeitskräfte hoch erfreulich ist, wird für die Wirtschaft zunehmend zum Problem. Der Fachkräftemangel wird immer gravierender. Und wegen des demographischen Wandels ist nicht mit schneller Besserung zu rechnen.


Auch die Landwirtschaft steckt mitten im Kampf um qualifizierte Arbeitskräfte. Immer weniger Betriebe können auf Angestellte verzichten. Rund jede vierte Arbeitskraft ist schon heute ein familienfremder Mitarbeiter. Dabei setzen nicht nur die Großbetriebe in den neuen Bundesländern auf Angestellte, sondern auch jeder zehnte Betrieb unter 100 ha Fläche – und dabei sind die Saisonarbeiter noch gar nicht mitgerechnet. Weil die Betriebe aufgrund des Strukturwandels immer größer werden, ist die Tendenz klar steigend. Und weil sich die Betriebe zunehmend spezialisieren, müssen die Mitarbeiter auch noch immer höher in ihrem Fachbereich qualifiziert sein.


Kampf um Fachkräfte:

Gleichzeitig zählt die Landwirtschaft in Zeiten des Russland-Embargos und niedriger Lebensmittel-Preise sicher nicht zu den zahlungskräftigsten Branchen. Zudem achten viele Angestellte heute auf ihre „Work-Life-Balance“. Sie wollen sich nicht überarbeiten und fordern geregelte, planbare Arbeitszeiten. Beides bekommen sie in der Industrie und bei Dienstleistungsunternehmen häufig auch geboten. In der Landwirtschaft gibt es hingegen naturgemäß Arbeitsspitzen und unvorhersehbare Ereignisse, die Betriebsleiter und Angestellte nicht einfach ignorieren können.


Höchste Zeit also, dass sich die Landwirtschaft Gedanken macht, wie sie da noch bei den potenziellen Mitarbeitern punkten kann. Und wer könnte das besser beurteilen, als die Arbeitnehmer selbst?


Deshalb hat top agrar eine Umfrage unter Mitarbeitern in der deutschen Landwirtschaft durchgeführt. Wir wollten herausfinden: Was lieben die Angestellten an ihrer Arbeit, auf was könnten sie eher verzichten?


Die wichtigste Erkenntnis vorweg: Geld regiert nicht die Welt. Zumindest nicht für die Mitarbeiter auf deutschen Landwirtschaftsbetrieben. Das glauben Sie nicht? Unsere Umfrageteilnehmer behaupten das aber. Der durchschnittliche Vollzeitangestellte verdient zwischen 2 000 und 2 500 € brutto pro Monat (siehe Übersicht 1) und bekommt jährlich 371 € als Weihnachts- und Urlaubsgeld dazu. Zwar findet fast jeder Zweite, dass das nicht ausreicht oder zumindest etwas mehr sein könnte (siehe Übersicht 2). Gleichzeitig hält aber nur jeder Dritte eine ausreichende Bezahlung für „sehr wichtig“ (siehe Übersicht 3).


Wie gewinnen?

Daraus kann man ablesen: Für zwei von drei Angestellten sind andere Dinge im Job mindestens genauso wichtig wie Geld. Gerade für Landwirte, die bei den niedrigen Milch- und Fleischpreisen mehr denn je auf ihre Finanzen achten müssen, ist das eine gute Nachricht: Offensichtlich kann man gute Leute auch mit anderen Methoden an seinen Betrieb binden, als sie mit Geld zu überhäufen. Nur wie?


Diese Frage interessiert natürlich nicht nur die deutschen Landwirte, sondern alle Unternehmen auf der Welt. Deswegen gibt es weltweit viele Wissenschaftler und Berater, die sich nur damit beschäftigen, wie man seine Mitarbeiter sonst noch motivieren und an sein Unternehmen binden kann.


Die US-Professoren Hackman und Oldham lieferten dafür bereits in den 1970er­-Jahren eine Antwort, die nach wie vor der Maßstab für die meisten Experten auf diesem Gebiet ist: Eine ­sinnvolle Tätigkeit, Eigenverantwortung und stets klares Feedback sind die drei wichtigsten Grundsätze, die für einen motivierten und zufriedenen Angestellten sorgen – behaupten die Professoren für Wirtschaft und Psychologie.


Unwiderstehlicher Arbeitsplatz:

Sie nennen auch gleich eine Reihe von Stellschrauben, mit denen Betriebsleiter und andere Chefs die Arbeitsplätze ihrer Angestellten entsprechend gestalten können (siehe Übersicht 4).


Zunächst nennen sie einige Maßnahmen, mittels derer Angestellte den Sinn und die Bedeutung ihrer Tätigkeit erkennen. Eine der wichtigsten: Die Mitarbeiter sollten so viele ihrer Fähigkeiten wie möglich einbringen können.


Wer auf der Berufsschule gelernt hat, wie man die Drillmaschine abdreht und welche Saatstärke je nach Bodengüte angezeigt ist, der will das anschließend auch anwenden und nicht nur Trecker fahren.


Einzelne Aufgaben sollten die Mitarbeiter im Idealfall von Anfang bis Ende vollständig erledigen dürfen. Denn wer das komplette Feld bestellen darf, ohne mittendrin zu etwas anderem abkommandiert zu werden, der weiß im Frühjahr, welchen Beitrag er zu den gesunden Beständen geleistet hat. Aus dem gleichen Grund wollen Mitarbeiter auch wichtige Aufgaben übertragen bekommen und nicht nur Hilfsarbeiten. Ebenfalls fördernd für die „Sinnfindung“: Die Arbeit im Team mit Kollegen. So weiß der Mitarbeiter, dass auch andere von seiner Leistung abhängig sind. Haben die Angestellten erkannt, dass ihre Arbeit sinnvoll und wichtig ist, werden sie mehr als nur „Dienst nach Vorschrift“ abliefern.


Die Professoren nennen aber noch zwei weitere Effekte, die sich beim Mitarbeiter einstellen müssen, damit er motiviert mit anpackt: Erstens muss er ein Verantwortungsgefühl für seine Arbeit entwickeln. Dies können Betriebsleiter fördern, indem sie die Angestellten so frei wie möglich agieren lassen.


Selbstverständlich hat das seine Grenzen: Gerade neuen Mitarbeitern muss man ihre Aufgaben genau erklären und vermitteln, was dazu gehört und was nicht. Dafür eignen sich z. B. kurze, schriftliche Arbeitsanweisungen (siehe top agrar 12/2014, Seite R 22). Je erfahrener und routinierter die Angestellten werden, desto mehr Entscheidungsfreiheit sollte man ihnen jedoch überlassen. So machen sie sich aktiv Gedanken über ihre Arbeit und fühlen sich verantwortlich für das Ergebnis.


Wunderwaffe Feedback.

Der dritte wichtige Effekt: Die Mitarbeiter sollten auch spüren, dass sie sich stetig weiterentwickeln und verbessern können. Dafür müssen sie von ihren Aufgaben lernen können – und das gelingt am besten mit klarem und regelmäßigem Feedback vom Betriebsleiter.


Haben sich alle drei Effekte beim Mitarbeiter eingestellt, ist er motiviert und liefert qualitativ hochwertige Arbeit ab. Er ist mit seiner Stelle zufrieden und fällt kaum durch Fehlzeiten auf. Außerdem stehen so die Chancen am besten, dass er dem Betrieb lange Zeit treu bleibt.


Insgesamt haben die Professoren damit einem Sinneswandel vorgegriffen, den weite Teile der Weltwirtschaft seither durchgemacht haben: Viele Arbeitgeber wollen nicht mehr nur auf die Motivation und Qualifikation setzen, welche die Mitarbeiter von Haus aus mitbringen. Sondern sie wollen aktiv dazu beitragen, dass die Angestellten „120 %“ aus sich herausholen können und ihnen ermöglichen, sich ständig zu verbessern und weiterzuentwickeln.


Aber ist die Rechnung wirklich so einfach? Sind diese Dinge den Mitarbeitern wirklich wichtiger als das liebe Geld?


In der Wirtschaft und in führenden Unternehmensberatungen setzt sich diese Einsicht zumindest weiter durch. Die Gretchenfrage ist, ob sich das auch auf die praktischen Berufe in der Landwirtschaft übertragen lässt. Wenn ja, dann könnte der richtige Umgang mit den Mitarbeitern der letzte Weg sein, auf dem die Landwirtschaft im Kampf um qualifizierte Arbeitskräfte noch eine Chance hat. Claus Mayer


Lesen Sie im nächsten Heft, was unsere Umfrage-Teilnehmer von ihren Chefs erwarten.

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