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Rhythm of nature – der Musikvideo-Hit vom Hof

Lesezeit: 5 Minuten

Zwei Schülerinnen aus der Nähe von Kiel stürmen seit Wochen mit ihrem Musikvideo über die Vorurteile gegenüber Bauern die sozialen Netzwerke. Auch unsere Jury urteilt: Platz 1.


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Ein wahrer Ohrwurm hat sich beim diesjährigen Videowettbewerb die Krone gesichert. Julia Sinjen (17) und Helen Schiller (17) haben nicht nur extra einen Song über die Vorurteile gegenüber Bauern getextet und eingespielt, sondern dazu auch noch einen perfekten Film gedreht – Rhythm of nature. Der begehrte CMF-Titel für das beste Video 2014 geht an die Ostsee.


In der idyllischen Küstenlandschaft in der Nähe von Kiel erleben die beiden 17-Jährigen jeden Tag die Diskrepanz zwischen der Wirklichkeit und den unrealistischen Vorstellungen der Bevölkerung. Julias Eltern bewirtschaften in Krokau einen 75 ha großen Hof mit 1 000 Mastschweinen und 100 Sauen. Ihre Freundin Helen wohnt im Nach-bar­ort Wisch. Standbeine des 150 ha-Bioland-Hofes sind u. a. 2 ha Erdbeeren und zwei Ferienhäuser.


In der Schule oder im Fernsehen stoßen Julia und Helen, die begeistert in der Verbandsliga Fußball spielen, immer wieder auf haarsträubende Vorurteile. „Bauer“ wird gern als Beleidigung verwendet. „Viele meinen auch, Landwirte seien rückständig“, berichtet Helen. „Uns ärgert das aber nicht, wir können das ja richtigstellen“, so die Schülerinnen. „Wenn Freunde zu Besuch kommen, heißt es oft: So hatte ich mir deinen Vater gar nicht vorgestellt“, ergänzt Julia. „Viele denken auch, wir seien arm und wundern sich, dass wir nicht wie Bauern aussehen.“ Also war es an der Zeit, hier einiges klarzustellen.


Frecher Text, gute Musik:

In der top agrar lasen sie von der nächsten Runde „Clip my Farm – Sound of Nature“. „Da war klar, dass ein Lied her muss“, erinnert sich Julia. Auf der Veranda begann sie erste Zeilen zu texten: „Dich stört der Lärm der Traktoren, dann pass jetzt mal auf, und öffne deine Ohren. Ohne diese großen Teile würde es Dir schlecht gehen, denn du müsstest deine Brötchen ab sofort selber säen.“ Per E-Mail landeten die ersten Entwürfe bei Helen, die gerade in Neuseeland ein Praktikum machte.


Nach ihrer Rückkehr bastelten sie weiter und holten zur musikalischen Umsetzung ihren Gitarrenlehrer Klaus Unger sowie Julias 14-jährigen Bruder Malte mit ins Boot. Mit Ungers Hilfe entstand der Siegertitel mit dem Re­frain „Bauer, Bauer, Bauer im Gehör, er ist Bauer, Landwirt oder auch Agraringenieur“; abgemischt in seinem Tonstudio. Dreimal trafen sie sich hier für ein bis zwei Stunden. Von der ersten Zeile bis zur fertigen CD haben Julia und Helen nach eigener Aussage 50 Stunden in den Song investiert.


Kreative Kritik:

Ebenso lange sollte die folgende Erstellung des Films dauern. „Wir wollten etwas Kreatives, was heraussticht und besonders ist“, erklärt Julia weiter. Mit zwei Spiegelreflex-Kameras von Nikon (D5100/D3100) sind die Schülerinnen im August und September umhergezogen und haben ihren Ideen freien Lauf gelassen. Aus 200 Clips haben sie dann 75 für ihr Musikvideo ausgewählt. Dabei zeigten die 17-Jährigen ein geschicktes Händchen: Die individuellen Szenen wie die Schaukel, der gedeckte Tisch, der Strandkorb oder die Tiere passen perfekt zur Musik. Klasse auch die Idee, Brötchen auszusäen, um die Unkenntnis der Verbraucher aufs Korn zu nehmen.


Auch beim Schnitt bewiesen die Mädels große Kreativität und reizten die Möglichkeiten des Programms Pinnacle Studio 16 voll aus. Mit einem sogenannten Green-Screen konnten sie sich sogar als freigestellte Bilder in Szenen integrieren. Das Ergebnis spricht für sich: Professionell und mit echter Botschaft; übrigens der erste Film der beiden. „Wir haben einfach herumprobiert“, so die einfache Antwort nach den Multimedia-Kenntnissen.


Klar, dass Julia, Helen und Malte jetzt testen wollten, wie das andere sehen. In der Schule durften sie das Video der Klasse vorspielen. Und auf der Agritechnica zeigten sie den Film den berühmten YouTube-Stars „Peterson Farm Bros.“ aus den USA, die mit ihrem „Farmer Style“ einen weltweiten Hit gelandet haben. Für das Gegenstück aus Schleswig-Holstein ging es jetzt erst richtig los. Binnen kürzester Zeit schnellten die Zugriffe bei Facebook und YouTube nach oben. Die 100 000er-Marke war schnell geknackt, die Resonanz überwältigend. Noch bevor die Jury zusammentraf, hatten bereits Zeitungen und TV-Sender wie Sat 1 oder der NDR die Jugendlichen mit den frechen Texten in Krokau besucht.


Und Öffentlichkeitsarbeit ist laut Helen und Julia auch dringend nötig. „Viele wissen gar nicht, wie viel Arbeit die Landwirtschaft macht und woher das Essen kommt. Meine Eltern können z. B. nie in den Urlaub fahren“, erklärt Julia.


Und jetzt?

So schön die Landwirtschaft auch ist, beruflich wird es die Bauerntöchter wohl in andere Berufe ziehen. Julia könnte sich ein Medizin- oder Sportstudium vorstellen, Helen möchte nach der Schule erneut reisen, vielleicht wieder nach Neuseeland. Und auch der 14-jährige Malte sieht seine Zukunft – zumindest heute – eher außerhalb der Landwirtschaft. Mit dem Video „Rhythm of nature“ haben die drei der Landwirtschaft jedenfalls einen großen Gefallen getan, was unseren Respekt verdient. www.topagrar.com/sieger2014Alfons Deter


Urteil der Jury:

Professionell umgesetzt, aufwendig, kreativ, Botschafter für die Jugend vom Land.

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