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Was Mitarbeiter wollen

Lesezeit: 7 Minuten

Der Kampf um qualifizierte Fachkräfte wird immer härter. Wie Landwirte ihn gewinnen können, verraten die Teilnehmer unserer Mitarbeiter-Umfrage.


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Das auffälligste Ergebnis unserer Umfrage unter landwirtschaftlichen Mitarbeitern: Ihre Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz hängt nicht in erster Linie vom Gehalt ab (siehe top agrar 10/2015, S. 48). Damit bestätigen sie auf den ersten Blick das, was Personal-Experten und Unternehmensberatungen schon seit Jahrzehnten predigen: Heutzutage legen Mit­arbeiter Wert auf selbstständiges Ar­beiten, Eigenverantwortung und die Chance, dazuzulernen – auch anhand klaren Feedbacks. Ist all das gegeben, hat das Gehalt nicht mehr die oberste Priorität auf ihrer Wunschliste.


Bleibt die Frage, ob sich das auch auf die praktischen Berufe in der Landwirtschaft übertragen lässt. Kann man gute Mitarbeiter durch solch einfache Maßnahmen und ein gutes Betriebsklima wirklich fest an seinen Betrieb binden?


Gutes Zeugnis für die Chefs:

Gerade der letzte Punkt erscheint immerhin logisch: Streiten möchte niemand gerne – schon gar nicht mit den Kollegen oder gar dem Chef. Deswegen sagen auch satte 99 % unserer Teilnehmer, dass ihnen ein harmonisches Miteinander im Job wichtig oder sogar sehr wichtig ist (siehe Übersicht 1). Gleichzeitig freuen sich aber auch vier von fünf Teilnehmern über ein gutes oder sehr gutes Verhältnis zum Chef. Offensichtlich haben die Betriebsleiter hier also ein gutes Gespür. Die Antworten auf das zwischenmenschliche Verhältnis zu den Kollegen sind sehr ähnlich.


Mehr Selbstständigkeit?

Etwas anders ist es schon beim Thema „selbstständiges Arbeiten“. 97 % der Teilnehmer ist es wichtig oder sehr wichtig, dass der Chef sie einfach mal machen lässt und dabei voll auf sie vertraut. Viele Menschen empfänden es als demotivierend, wenn sie zum 10. Mal erklärt bekommen, wie viel Milch­austauscher sie pro Kalb füttern sollen und wie viel sie pro Kälberbox einstreuen müssen. Wer sich hier schon auskennt, für den wäre die bessere Frage: „Wie läuft’s im Kälberstall? Irgendwelche Besonderheiten?“ Wenn nicht, dann sollte der Chef den Mitarbeiter seine Aufgaben selbstständig erledigen lassen. Zwei von drei Teilnehmern sagen, dass das auf ihrem Betrieb nicht immer der Fall ist (siehe Übersicht 2). Hier gäbe es noch Potenzial, den Arbeitsplatz attraktiver zu machen.


Manch ein Betriebsleiter mag da einwenden: „Dafür müssen die Kollegen ihre Arbeit aber auch beherrschen.“ In vielen Fällen herrscht aber Einigkeit zwischen Chefs und Angestellten, dass letztere einiges auf dem Kasten haben. 65 % der Umfrage-Teilnehmer sehen sich den Anforderungen ihres Berufes gut gewachsen, weitere 22 % fühlen sich sogar unterfordert. Auch von ihren Chefs bekommen 94 % immer oder meistens das Vertrauen ausgesprochen.


Wollen die Mitarbeiter am Ende etwa nur deswegen selbstständig arbeiten, damit sie den Chef „nicht dauernd an der Backe haben“? Glaubt man ihren eigenen Auskünften, stimmt das so nicht. Denn die Mitarbeiter sind bereit, Verantwortung für ihre Arbeit zu übernehmen – und fordern das sogar ein. Für 94 % sind eigenständige Verantwortungsbereiche wichtig oder sehr wichtig (siehe Übersicht 3, S. 44). Und für die Betriebsleiter könnte es sich lohnen, darauf einzugehen. Der Mitarbeiter sollte wissen, dass er z. B. für die Funktionstüchtigkeit der Fütterungsanlage oder die Einsatzbereitschaft der Schlepper verantwortlich ist. Dann wird er sich bereitwilliger darum kümmern und sich mehr über seine Erfolge freuen, als wenn er sich für jeden Ölfilter-Wechsel erst „den Befehl abholen“ muss. Noch verstärken könnte man diesen Effekt durch eine erfolgsabhängige Vergütung (siehe top agrar 3/2015, S. R 26). Auch hier sieht es so aus, als gäbe es auf vielen Betrieben noch Luft nach oben: Nur knapp jeder Zweite bekommt eigene Verantwortungsbereiche zugewiesen.


Lässt der Betriebsleiter seine Mitarbeiter selbstständig arbeiten und weist ihnen Verantwortungsbereiche zu, so muss er sie nicht dauernd bei der Arbeit begleiten und überwachen. Das darf aber nicht zu Lasten klarer Absprachen gehen (siehe Übersicht 4). Gerade, wenn man seine Mitarbeiter „laufen lassen“ will, müssen diese genau wissen, was zu ihrem Aufgabenbereich gehört und was nicht. Wer für die Futtervorlage verantwortlich ist, der muss wissen, ob er bei Bedarf eigenständig Reparaturen am Futtermischwagen vornehmen darf. Und wer sich um die Sauenhaltung kümmert, muss wissen, bei welchen Gesundheitsproblemen er selbstständig den Tierarzt rufen kann. 98 % der Teilnehmer halten klare Absprachen daher für wichtig oder sehr wichtig. Hier läge für viele Betriebsleiter ein guter Ansatzpunkt, um die Motivation seiner Angestellten auf einfache Art und Weise zu steigern. Denn im Moment berichtet nur knapp die Hälfte der Mitarbeiter von stets klaren Absprachen. Dagegen gibt es nur ein Mittel: Regelmäßige Besprechungen, und wenn es nur ein kurzer Plausch morgens vor der Arbeit ist.


Reizthema Überstunden.

Klare Absprachen könnten auch die Akzeptanz von Überstunden erhöhen. Die Mehrheit der Mitarbeiter ist nämlich nicht bereit, länger als vereinbart zu arbeiten. Nur 38 % sagen, dass ihnen geregelte Arbeitszeiten weniger oder gar nicht wichtig sind. Wer die Mitarbeiter rechtzeitig vor Arbeitsspitzen warnt, kann vielleicht auf etwas mehr Verständnis hoffen. Ebenfalls gut für die Akzeptanz von Mehrarbeit: Wenn der Chef die Mitarbeiter dafür lobt, bezahlt oder sie die Überstunden abfeiern lässt. Vier von fünf Betriebsleitern sehen das auch so und machen mindestens eines dieser Dinge. Jeder Dritte belohnt seine Mitarbeiter zudem mit weiteren Extras wie z. B. Tankgutscheinen.


Klartext erbeten:

Nach getaner Arbeit, z. B. nach Feierabend, ist dann regelmäßiges Feedback mindestens genauso wichtig. Denn sagt der Chef klar und deutlich, was er von der Leistung seines Mitarbeiters hält, weiß dieser auch, wie er sich in Zukunft verbessern kann. Im Moment bekommen nur 14 % der Angestellten in den Genuss regelmäßigen Feedbacks (siehe Übersicht 5). Satte 51 % erhalten nie eine Rückmeldung über ihre Arbeit. Die, die eine Rückmeldung geben, tun das aber ausgewogen: In drei Viertel der (wenigen) Fälle besteht das Feedback sowohl aus Lob als auch aus Kritik.


Das ist auch gut so. Denn die Erfahrung zeigt: Mitarbeiter wollen sich ständig weiterentwickeln und neue Dinge dazulernen. Das geht nur, wenn sie wissen, wo sie sich verbessern müssen. Und noch etwas ist dafür wichtig: Regelmäßige Fortbildungen. Hier kann man beispielsweise den richtigen Umgang mit Melkrobotern und Vario-Getrieben lernen oder sich tiefer in Themen wie Tiergesundheit und Pflanzenschutz ein-​arbeiten. Das darf im Moment aber nur jeder dritte unserer Teilnehmer (siehe Übersicht 6). Immerhin übernehmen die Betriebsleiter aber in den meisten Fällen die Kosten der Fortbildung.


Insgesamt scheint es so, als wollen die Mitarbeiter von ihrem Chef das Gefühl vermittelt bekommen, dass er ihr Können schätzt und ihnen einiges zutraut. Mit Wertschätzung können Betriebsleiter ihre Angestellten also noch mehr motivieren als mit der nächsten Gehaltserhöhung. Dieser Wertschätzung könnten sie auch dadurch Ausdruck verleihen, dass sie die Mitarbeiter in betriebliche Entscheidungen mit einbeziehen oder zumindest nach ihrer Meinung fragen, bevor sie z. B. einen neuen Schlepper anschaffen. Im Moment tut das nur knapp die Hälfte der Betriebsleiter regelmäßig oder häufig (siehe Übersicht 7).


Wunschliste der Mitarbeiter.

Das Fazit unserer Umfrage: Es gibt Stellschrauben, mit denen Betriebsleiter die Zufriedenheit ihrer Angestellten effektiver erhöhen können als mit Gehaltserhöhungen. Viele Betriebe könnten sich hier besser aufstellen, wenn sie ihre Mitarbeiter selbstständiger arbeiten ließen und ihnen dabei mehr Verantwortung für ihre Arbeitsergebnisse übertragen würden. Dafür müsste man mit den Mitarbeitern genau festlegen, wie weit ihr Verantwortungsbereich reicht und ihnen regelmäßig Feedback geben, wie zufrieden man mit ihnen ist. Zudem würden regelmäßige Fortbildungen dazu beitragen, dass sich die Mitarbeiter persönlich weiterentwickeln können.


Traumberuf Landwirt:

Gleichzeitig scheinen die Chefs in der deutschen Landwirtschaft aber bereits Vieles richtig zu machen. Denn schon jetzt arbeiten unsere Umfrageteilnehmer gerne in der Landwirtschaft und wissen ihren Arbeitgeber zu schätzen. 93 % identifizieren sich „absolut“ oder „eher schon“ mit dem Betrieb. Und nicht einmal jeder Fünfte – 16 % – würde seinen Job von heute auf morgen wechseln. 45 % würden einen Branchenwechsel nur dann in Erwägung ziehen, wenn man ihnen deutlich mehr Geld oder bessere Arbeitsbedingungen bietet. Und fast 40 % sagen klipp und klar: Ich bleibe ohne wenn und aber in der Landwirtschaft. Und das, obwohl mittlerweile mehr als die Hälfte der Angestellten nicht von einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt. Sogar die „Neulinge“ haben gerne einen Landwirt als Chef. Im immer härter werdenden Kampf um gute Mitarbeiter haben die Landwirte also schon jetzt einiges in die Waagschale zu werfen.Claus Mayer

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