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Wer schützt eigentlich die Bauern?

Lesezeit: 3 Minuten

Quasi über Nacht hat Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner eine umfassende Tierschutz-Charta angekündigt, die es in sich hat! So will sie


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? das betäubungslose Kastrieren von Ferkeln verbieten,


? das Kupieren von Schwänzen und Schnäbeln untersagen,


? Legehennenställe mit ausgestalteten Käfigen nicht mehr genehmigen,


? strengere Haltungsvorgaben für die Gefügelmast prüfen und


? auch den traditionellen Schenkelbrand bei Pferden verbieten.


Ilse Aigners Initiative ist populistisch. Die wüsten Kampagnen der Tierschützer haben die Ministerin offenbar so sehr unter Druck gesetzt, dass sie mit Aktionismus reagiert.


Bei allem Ärger darüber dürfen wir aber nicht verkennen, dass die Verbraucher heute in Tierschutzfragen wesentlich sensibler sind als früher. Deshalb muss die Landwirtschaft das Thema sehr ernst nehmen. Natürlich würde jeder Landwirt liebend gerne sofort auf das Kastrieren und Kupieren verzichten, wenn es dafür schon praktikable Alternativen gäbe. Die sind aber bestenfalls in Sicht.


Der niedersächsische Landwirtschafts­minister Gert Lindemann weiß das und hat deshalb einen 7-Jahres-Plan für mehr Tierschutz vorgelegt. Den will er gemeinsam mit Bauern, Tier- und Verbraucherschützern, Wissenschaftlern und dem Handel umsetzen. Das könnte ein zeitlicher und organisatorischer Ansatz für sachgerechte Lösungen sein.


So schön die blumigen Forderungen mancher Tierschützer auch klingen, am Ende muss der Tierschutz praktikabel und bezahlbar bleiben. Fünf Punkte sind für einen wirtschaftlich vertretbaren Tierschutz entscheidend:


? Forschung intensivieren: Der Tierschutz war jahrzehntelang ein wissenschaftliches Randthema. Das rächt sich jetzt. Hier muss in Zukunft viel mehr getan werden. Und: Bund und Länder müssen dafür auch das Geld bereitstellen.


? Planungssicherheit schaffen: Die Bauern brauchen einen verlässlichen Rechtsrahmen für neue Systeme. Bei den Legehennen ist das gründlich schief gegangen. Ein Hü und Hott wie bei den ausgestalteten Käfigen darf sich nicht wiederholen.


? Zuchtziele überprüfen: Die einseitige Zucht auf Leistung stößt an Grenzen, wenn z.B. Hähnchen und Puten so schnell wachsen, dass das Skelett am Ende dem Gewicht der Tiere kaum noch standhält. Bei den Zuchtzielen sollte deshalb überprüft werden, ob die Balance zwischen Leistung und Gesundheit noch stimmt. Das macht übrigens auch ökonomisch Sinn.


? Marktchancen ausloten: Mehr Tierschutz bringt höhere Preise, sagen die Marktexperten. Das stimmt nur bedingt. Bislang konnten entsprechende Programme nur Marktnischen besetzen. Ob sich das in Zukunft ändert, muss sich erst noch zeigen. Viele Verbraucher halten sich vornehm zurück, wenn es an ihren Geldbeutel geht.


? EU-weite Lösungen suchen: Der Tier-schutz ist unteilbar, heißt es. Meist ist das aber nur ein frommer Wunsch. Beispiel Legehennen: EU-weit sind die Käfige bis Ende 2011 erlaubt, bei uns lief die Frist nur bis Ende 2009. Ein klarer Wettbewerbsnachteil für deutsche Bauern. Deshalb muss gelten: Gleiches Recht für alle. Wer davon abgeht und höhere Standards festlegt, muss diese dann auch finanziell ausgleichen.


Fakt ist: Der Tierschutz wird ein hoch-emotionales Dauerthema bleiben. Es ist aber unerträglich, wenn die Bauern mit üblen Diffamierungskampagnen an den Pranger gestellt werden, wie es zuletzt der Deutsche Tierschutzbund mit seiner geschmacklosen Aktion zur Ferkelkastration getan hat (s. top agrar 3/11, S. 12). Dann muss die zuständige Ministerin die Bauern in Schutz nehmen und darf ihnen nicht noch in den Rücken fallen!


Dennoch gilt: Nicht provozieren lassen, sondern weiter nüchtern und sachlich an praktikablen Lösungen für mehr Tierschutz arbeiten. Nur das ist am Ende überzeugend und ehrlich.


Dr. Ludger Schulze Pals,top agrar

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