In der schweizerischen Tageszeitung Blick beklagen sich zwei landwirtschaftliche Auszubildende über zu strenge Arbeitsbedingungen. „Geknechtete Stifte“ heißt es in der Überschrift. Bauernlehrlinge würden ackern bis zum Umfallen, 55 Stunden pro Woche, oft bis in die Nacht. Genaue Zahlen, wie viele Lehrlinge tatsächlich überlastet sind, fehlen.
„Für viele ist das zu hart – sie steigen aus. Das sei nun mal so, sagt der Bauernverband. Das geht so nicht weiter, sagen die Gewerkschaften“, berichtet die Tageszeitung weiter.
Der Blick lässt einen Lehrling zu Wort kommen. Er habe zwölf Tage am Stück arbeiten müssen, 55 Stunden die Woche und oft mehr. Er sei total ausgenutzt worden, sagt der Lehrling. „Manchmal war ich am Abend sogar zu müde zum Essen“, berichtet er weiter. Sein Chef habe ihn sogar vor der Schule in den Schweinestall geschickt. „Der Gestank machte mich fertig, manchmal war ich wie benommen.“ Nach drei Monaten brach der junge Mann die Ausbildung ab und wechselte die Branche.
Auszubildender revidiert Berichterstattung
Auch Luca Intrass wird in der Tageszeitung zitiert. „Ich krampfte wie ein ausgelernter Arbeiter, bekam aber einen jämmerlichen Sold!“ In einer Stellungnahme auf der Facebookseite des 22-Jährigen stellt der ehemalige Lehrling seine Aussagen richtig: „Der Artikel im Blick wurde nicht nach einem persönlichen Interview gedruckt, es wurden Aussagen aus Umfragen auf mich bezogen die überhaupt nicht zutreffen.“
55 Arbeitsstundenwoche zulässig
Für Auszubildende in der Landwirtschaft gilt in der Schweiz der kantonal geregelte Normalarbeitsvertrag (NAV), Arbeitswochen von bis 55 Stunden sind zulässig. In anderen Berufen gilt eine maximale Arbeitszeit von 45 Stunden pro Woche, Minderjährige dürfen höchstens neun Stunden pro Tag arbeiten. Der Bauernverbandspräsident Markus Ritter räumt gegenüber der Zeitung ein, dass die Ansprüche an die Lehrlinge hoch seien. Die 55-Arbeitsstundenwoche entspreche auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aber der Realität.