Beim Thema verpflichtende Blauzungenimpfung sind die Fronten weiterhin verhärtet:
Der Anbauverband Bioland will nach Gesprächen mit Vertretern der zuständigen Landesministerien jetzt positive Signale für eine geänderte Impfpolitik in Deutschland ab 2010 sehen. Man erwarte in Kürze eine entsprechende Entscheidung der zuständigen Bund-Länder-Kommission. In einem Brief an Bundesagrarministerin Ilse Aigner und alle zuständigen Landesministerien hatte der Verband eigenen Angaben zufolge drei Gründe aufgeführt, die für eine Freiwilligkeit der Impfung sprechen: Die Blauzungenkrankheit könne durch eine flächendeckende Impfung nicht ausgerottet werden; deshalb habe es bereits in den zurückliegenden Jahren zahlreiche Ausnahmen von der Pflichtimpfung gegeben. Außerdem könne eine Impfquote von rund 75 % bei Rindern auch bei einer Freiwilligkeit erreicht werden. Ein weiteres Argument sei, dass eine Entkriminalisierung der Landwirte dringend geboten sei, so Bioland. Die Veterinärämter zeigten in Einzelfällen ein unangemessenes Vorgehen bei der Durchsetzung der Impfpflicht und verhängten hohe Zwangsgelder. Für eine freiwillige Impfung spreche auch, dass die Tierhalter ihre Verantwortung für die Gesundheit ihrer Tiere selbst tragen wollten und könnten.
Anders sieht es die Bayerische Landestierärztekammer (BLTK). Die Fortführung der Pflichtimpfung sei unverzichtbar. Es sei bedauerlich, dass zu dieser Thematik politische Aussagen getroffen worden seien, obwohl die Frage nach einer Fortführung der Impfung ausschließlich fachlich zu beantworteten sei, erklärte BLTK-Präsident Prof. Theo Mantel vergangene Woche in einer Pressemitteilung. Darin sei man sich mit dem Bayerischen Bauernverbande (BBV) einig. Einige Politiker hätten bereits vorliegende fachliche Empfehlungen des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) zur Impfproblematik nicht berücksichtigt, kritisierte Mantel. Stattdessen werde wegen einer Minderheit von Impfgegnern aus politischen Erwägungen die Aufhebung der Impfpflicht empfohlen. Nach den Unterlagen der Bayerischen Tierseuchenkasse sei es im vergangenen Jahr lediglich bei 89 Rindern bzw. 0,003 % der geimpften Tiere zu lmpfschäden gekommen, so der BLTK-Präsident. Damit sei die Impfung gegen die Blauzungenkrankheit nicht schlechter verträglich als die jahrzehntelang durchgeführte Impfung gegen die Maul- und Klauenseuche (MKS).