Auf Einladung von Bundesagrarministerin Ilse Aigner haben sich gestern hochrangige Vertreter der Alpen-Anrainerstaaten bei der Internationalen Berggebietskonferenz im bayerischen Oberammergau auf gemeinsame Initiativen zur Stärkung der Berglandwirtschaft verständigt.
In einer Erklärung vereinbarten Deutschland, Italien, Slowenien, Frankreich, Österreich und die Schweiz eine verstärkte grenz- und sektorübergreifende Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt der Vereinbarung steht die Anerkennung der besonderen Leistungen der Berglandwirtschaft für die Gesellschaft. Außerdem haben sich die Unterzeichner einhellig für eine gezielte Unterstützung der Berglandwirtschaft ausgesprochen. So wollen die Anrainerstaaten Maßnahmen zur Bewältigung der Herausforderungen durch die fortschreitende Globalisierung im Agrarbereich und die Auswirkungen des Klimawandels erarbeiten. Hierbei soll den besonderen Bedingungen des Alpenraums Rechnung getragen werden.
Grundlage der gemeinsamen Strategie ist das Prinzip "Schutz durch Nutzung". "Nur durch eine aktive Bewirtschaftung garantieren wir eine Mindestbesiedlung in Berggebieten, können wir Brauchtum und Handwerk erhalten und einen Beitrag zum Tourismus im Alpenraum leisten", sagte Aigner bei der Unterzeichnung der "Erklärung von Oberammergau". Darüber hinaus sprach sie sich für den besseren Schutz und die gemeinsame Vermarktung der besonderen Qualitätsprodukte aus Bergregionen aus. Die vielfältigen Aktivitäten der Anrainerstaaten in diesem Bereich sollen gebündelt und ausgebaut werden. Forschungs- und Lehreinrichtungen werden künftig grenzüberschreitend stärker kooperieren. Darüber hinaus werden sektorübergreifende Konzepte erarbeitet, wobei Berglandwirtschaft, Tourismus, Gastronomie, Hotellerie und weitere Gewerbe einen gemeinsamen und partnerschaftlichen Beitrag zur Stabilisierung der Regionen leisten sollen.
Berlandwirtschaft: Brunner fordert gezielte EU-Förderung
Die europäische Agrarpolitik muss auch nach 2013 die vielfältigen Leistungen der Bergbauern honorieren, die sie für die Gesellschaft erbringen. Das hat Landwirtschaftsminister Helmut Brunner gestern auf der Internationalen Bergbauernkonferenz in Oberammergau gefordert. „Die Landwirtschaft in den Berggebieten ist von Natur aus arbeitsintensiver und aufwändiger und kann daher nicht mit agrarwirtschaftlichen Gunstlagen konkurrieren“, sagte der Minister. Die Möglichkeiten der Bergbauern, durch Wachstum und Rationalisierung Kosten zu sparen, seien äußerst begrenzt. Der Aufwand, der über die Produktpreise nicht abgedeckt werden kann, muss daher laut dem CSU-Politiker auch in Zukunft durch entsprechende Förderprogramme ausgeglichen werden. Davon profitiert seiner Meinung nach die ganze Gesellschaft, da die Alpen als vitaler Lebens- und Wirtschafts-, Natur- und Erholungsraum ohne aktive Berglandwirtschaft nicht zu erhalten seien.
Eine große Herausforderung für die Bergbauern ist laut Brunner das Auslaufen der Milchquote im Jahr 2015. Weil die Milchviehhaltung für den Fortbestand des Grünlands von zentraler Bedeutung sei, müsse sie auch in Zukunft sichergestellt werden. Darüber hinaus forderte der Minister, den Schutz von Produkten der Berglandwirtschaft auf europäischer Ebene voranzutreiben, um deren Vermarktung zu erleichtern. Außerdem müsse der Erfahrungsaustausch zwischen den Alpenländern bei Forschung, Bildung und Beratung sowie bei kooperativen Absatzinitiativen intensiviert werden. (ad)
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