Der Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft (VdAW) hat sich über einen Mangel an Wettbewerb und eine drohende Vormachtstellung der Genossenschaften im Landhandel und Agrartechnikvertrieb beschwert. Der Vorsitzende der Fachgruppe Landhandel, Wilhelm Lohrmann, sagte vergangene Woche, er sehe eine erkennbare Bestrebung der Hauptgenossenschaften in Deutschland, starke Unternehmen des privaten Landwarenhandels "zu annektieren". Schon heute führe dies zu einer Konzentration der Marktmacht und damit zu einer zunehmenden Abhängigkeit der Landwirte beim Einkauf ihrer Betriebsmittel und dem Verkauf ihrer Erzeugnisse. "Die Konzentration in der Pflanzenschutz- und Düngeindustrie sowie bei Sortenschutzinhabern mit der Tendenz zum Exklusivvertrieb tut dazu ein Übriges", sagte Lohrmann. Vor allem beim Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln sowie bei Getreide- und Maissaatgut deuteten sich strategische Allianzen an, die gegen den privaten Agrarhandel gerichtet seien. Besonders auffallend sei dies im Bereich Landtechnik, wo die private Vertriebsschiene von einigen Herstellern konsequent ausgelistet wird, beklagte der Fachgruppenvorsitzende.

Nicht nachvollziehbar

Für nicht nachvollziehbar hält der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) die Aussagen Lohrmanns. "Die Agrarmärkte in Deutschland sind umkämpft wie nie", stellte DRV-Generalsekretär Dr. Rolf Meyer fest. Im Landhandel belegten Umsatzrenditen von weniger als 1 % die hohe Intensität des zunehmend grenzüberschreitenden Wettbewerbs, erklärte Meyer weiter. Der Konzentrationsprozess in der Pflanzenschutz- und Düngemittelindustrie sowie der Drang ausländischer Unternehmen in den deutschen Markt seien Ergebnisse dieser Entwicklung. Die deutschen Genossenschaften hätten sich, anders als manch hochspekulativ agierender Wettbewerber, in diesem Umfeld mit "einem stabilen Geschäftsmodell bewährt", betonte der DRV-Generalsekretär.