Bayerns Agrarpolitik soll moderner und nachhaltiger werden sowie wissenschaftliche Entwicklungen schneller in die Praxis umsetzen. Das ist die Kernaussage der Zukunftskommission Landwirtschaft unter Leitung von Franz Fischler, die ihren "Bayernplan 2020" am Mittwoch im bayerischen Kabinett vorgestellt hat. Heutigen Zeitungen zufolge mahnte Fischler an, es müsse gelingen, bayerische Tradition mit neuen Produktionsverfahren zu verbinden. Landwirte dürften sich nicht mehr ausschließlich auf ihre Arbeit als Bauern konzentrieren. Es müsse mehr "Diversifizierung" geben, z.B. in Richtung Energiedienstleister. Damit stehe und falle der künftige Erfolg der bayerischen Land- und Ernährungswirtschaft, so der frühere EU-Agrarkommissar. Keine Neuerung dürfe jedoch zulasten der Umwelt gehen. Die Kommission empfiehlt darüber hinaus ein Kompetenzzentrum für Ernährung sowie ein moderneres Bildungsangebot für Landwirte, damit sie in den Bereichen Unternehmensmanagement, Marktkompetenz und Nachhaltigkeit fit werden. Als deutliche Fehlentwicklung empfindet Fischler bei der heutigen Politik, dass viele ländliche Räume, insbesondere die Problemregionen, zu den Verlierern der Globalisierung werden könnten. Die traditionellen Konzepte zur Regionalentwicklung griffen "immer öfter zu kurz" bei dem Ziel, der zunehmenden Überalterung und dem Mangel an Arbeitsplätzen wirksam entgegenzuwirken. Deshalb müssten die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, aus unternehmerischen Landwirten ländliche Unternehmer zu machen. Seehofer lobte den Mut der Kommission. Er sei zu Änderungen in der Agrarpolitik bereit. Der Bericht der Experten werde jetzt von der Ministerialbürokratie genau auf die Umsetzbarkeit geprüft. In einem Jahr wolle das Kabinett dann Rechenschaft darüber ablegen, was aus den Vorschlägen geworden ist. Agrarminister Helmut Brunner (CSU) erklärte, er hoffe, dass so ein "Strukturbruch" auf dem Land verhindert und der Strukturwandel abgefedert werden könne.
Mehr dazu: BDM und AbL trauen Zukunftskommission nicht (9.6.2010)