Der 2009 gegründete Bioökonomierat der Bundesregierung hat sich für eine Erhöhung der Biomasseproduktion und einen effizienteren Umgang mit Biomasse als zentrale Bedingung für die Nutzung als Lebensmittel- und Energiebestandteil ausgesprochen. Die intensivere Bodennutzung müsse aber so gestaltet werden, dass Bodenverdichtungen oder Bodenerosion, verminderte Bodenfruchtbarkeit oder verringerte Biodiversität ausgeschlossen oder minimiert werden, zitiert der DBV aus der ersten Empfehlung. Der Rat fordert dazu mehr Forschung und effektivere Technologien in der Landwirtschaft.
Die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung bei der Biomassenutzung seien ohne Importe kaum zu erreichen, heißt es darin weiter. Die Nutzung der Bodenflächen Deutschlands sei weitgehend ausgereizt. Entsprechende Rückwirkungen auf die Boden- bzw. Pachtpreise seien bereits deutlich spürbar.
Sonnleitner begrüßt Empfehlungen
DBV-Präsident Gerd Sonnleitner begrüßte das Ziel des Gutachtens, Nahrungsmittel, Energie und nachwachsende Rohstoffe effizienter zu erzeugen. Deutschland könne mit der Pflanzenproduktion, mit der Tierhaltung, mit den Wertschöpfungsketten bei Nahrungsmitteln wie bei Rohstoffen mehr leisten, um die Herausforderungen unserer Zeit und der Gesellschaft zu lösen. Sonnleitner rief die Bundesregierung dazu auf, auf der Basis des jetzt vorliegenden Gutachtens ein neues Bundesprogramm zu entwickeln, das nicht nur dem Forschungsstandort Deutschland einen wesentlichen Impuls gebe, sondern auch all denjenigen Unternehmen - von den ganz großen etwa der Landtechnik bis hin zu den bäuerlichen Familienbetrieben \- eine zukunftsorientierte und zugleich nachhaltige innovative Entwicklung ermögliche.
BÖLW: Gutachten ist Stimme der Agrar-Industrie
Für den Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) verfolgt der Bioökonomierat dagegen einen rein technologischen Ansatz, um künftige Anforderungen an die landwirtschaftliche Produktion zu bewältigen. "Das Konzept, das auf den kapitalintensiven Einsatz von Industrieprodukten und von patentgesichertem Gentechniksaatgut setzt, spiegelt die Interessen der Agrarindustrie \- nicht aber ein echtes Interesse an der Lösung der drängenden, weltweiten Probleme von Landwirtschaft und Ernährung", so Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des BÖLW. Dies zeige sich schon daran, dass Vertreter von Entwicklungshilfe und Umweltverbänden in dem Rat fehlten. Faktoren wie der gerechte Zugang zu Land, Infrastrukturausbau, die Unabhängigkeit der Bauern von kapitalintensiven Produktionsmitteln spielen aber die entscheidende Rolle." Löwenstein fordert deshalb, dass sich Forschungsanstrengungen auf die Etablierung und Verbesserung solcher Systeme konzentrieren müsse.