Das Töten männlicher Küken aus der Legehennenbrüterei ist laut Bundesagrarminister Christian Schmidt ein Auswuchs eines aus dem Ruder geratenen Tierhaltungssystems und muss beendet werden. Dieser Aussage von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt stimmt auch die Bio-Branche zu.
Was der Minister aber als Meilenstein in Sachen Tierwohl verkündet, ist für die ökologische Bewegung letztlich ein unzureichendes Signal. So kommentiert die Geschäftsführerin der frisch gegründeten gemeinnützigen „Ökologischen Tierzucht gGmbH“ Inga Günther die am Donnerstag verkündete verbindliche Freiwilligkeit zu mehr Tierwohl, die Schmidt und die Geflügelwirtschaft vereinbart haben.
Die Geschlechtsselektion im Ei allein greife zu kurz. „Hier zeigt sich die Unvereinbarkeit von herkömmlicher Zuchtpraxis und dem Wertedenken ökologischer Prozessqualität“, betont die Geflügelexpertin. Die Folge sei eine weitere Zentralisierung der Strukturen unter dem Deckmantel der ethisch vertretbaren Geflügelzucht.
Die Bio-Branche arbeite seit Jahren an Lösungen für Aufzucht, Nutzung und Vermarktung der männlichen Tiere. Genau diese Bestrebungen müssten finanziell unterstützt, intensiviert und ausgebaut werden. Wenn Minister Schmidt nachhaltige Verbesserungen anstoßen wolle, müsse er für ökologische Züchtung ausreichende Forschungsmittel bereitstellen. Ein Umbau der Tierhaltung könne nicht ohne die Züchtung robuster Rassen gelingen. Forschungsgelder für die Züchtung von Alternativen benötigt die neue Tierzucht-Organisation, um verstärkt Legehennen und Masthähnchen mit optimaler Anpassung an ökologische Wirtschaftsformen anbieten zu können. „Erst wenn die Zuchtziele artgerecht und nachhaltig sind, kann es in der Praxis wirkliches Tierwohl geben“, erklärt Inga Günther.
Die gemeinnützige „Ökologische Tierzucht gGmbH“ wurde von Bioland und Demeter gegründet und soll für eine wichtige Weichenstellung sorgen, um die zuchtbedingten Probleme in der ökologischen Eierproduktion und bei der Hähnchen-Mast zu lösen.