Einen nennenswerten Einfluss von Politik sowie der Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG) auf die Entwicklung der Kauf- und Pachtpreise für landwirtschaftliche Nutzflächen hat Jobst Jungehülsing vom Bundeslandwirtschaftsministerium zurückgewiesen. Vielmehr seien langfristig gute Marktaussichten für landwirtschaftliche Produkte und die Flucht in Sachwerte im Laufe der Finanzkrise die Hauptursachen der festen Preisentwicklung seit 2007 gewesen, erklärte Jungehülsing auf der Grünen Woche in Berlin.
Der Referatsleiter der Abteilung für „Strategie und Koordinierung“ im Agrarressort verwies in seinem Vortrag auf neue Trends an den weltweiten Agrarmärkten, die trotz einiger zwischenzeitlicher „Dellen“ langfristig für höhere Preise für Ackerfrüchte sprächen. Gleichzeitig sorge der Boom bei regenerativer Energie für eine zunehmende Konkurrenz um die Flächen, was sich unmittelbar in den Pachtpreisen niederschlage.
Unterstützung erhielt Jungehülsing vom BVVG-Bereichsleiter Jens Reise, der darauf hinwies, dass der Anteil von BVVG-Flächen an der gesamten ostdeutschen landwirtschaftlichen Nutzfläche zum 1. Januar 2012 mit 315 000 ha noch 5,7 % ausgemacht habe. Von einer marktbeherrschenden Stellung könne daher kaum die Rede sein, stellte Reise fest.
Auch der Einfluss von „außerlandwirtschaftlichen Investoren“ habe nach den Ergebnissen einer Studie des Johann-Heinrich-von-Thünen-Instituts (vTI) längst nicht die große Bedeutung wie in Diskussionen zum Thema oft angedeutet werde, betonte Jungehülsing. Pachtpreise bildeten sich in erster Linie zwischen aktiven Landwirten und Verpächtern. (AgE)