Laut Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner kann man in der Praxis erst etwas verbieten, wenn es Alternativen gibt. Daher sehe er die Umsetzung des ab 2019 geltenden Verbots der Kastrationen ohne Betäubung kritisch, sagte der CSU-Politiker der dpa.
Bislang gebe es unter Experten sehr unterschiedliche Meinungen, wie die politische Vorgabe umgesetzt werden könne. Während die Veterinäre bezweifeln, dass sie es organisieren können, bei allen Kastrationen dabei sein zu können, warnten Landwirte vor steigenden Fleischkosten.
Generell sei die Debatte über mehr Tierwohl bei Nutztieren aber wichtig und richtig, betonte Brunner. So zeige sich etwa bei Hühnern, dass das Kürzen von Schnäbeln bei bestimmten Rassen gut umsetzbar sei, dagegen würden beim Kupieren von Schweineschwänzen praktikable Alternativen nach wie vor fehlen.
Dem Tierwohl in der Nutztierhaltung gerecht zu werden, bedeute, dass Fleisch um 20 bis 25 Prozent teurer werde. Von höheren Preisen würden Brunner zufolge am Ende alle profitieren: Erzeuger, Handel und Verbraucher. An Szenarien, wonach die Verbraucher billiges Fleisch notfalls aus dem Ausland kaufen würden, glaubt Brunner nicht: "Zum Teil ist es sicher eine Ausrede, aber der Verbraucher entscheidet am Ende durch sein Einkaufsverhalten mit." Verbraucher könnten nicht immer mehr Tierwohl fordern, gleichzeitig aber billiges Fleisch kaufen.
Brunner machte sich in diesem Zusammenhang für weitere Siegel stark, die den Kunden vom Kauf teurer Produkte mit einer besseren Qualität überzeugen sollen. In Bayern gebe es sowohl im Bereich der konventionellen Landwirtschaft als auch bei Biobetrieben ein Siegel, welches helfe, etwa qualitativ hochwertige Produkte zu erkennen.
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