In der erfolgsverwöhnten Biobranche macht sich offenbar so etwas wie Ernüchterung breit. Immer deutlicher zeichne sich ab, dass die goldenen Jahre des ungebremsten Wachstums möglicherweise vorbei sind, schrieb die Süddeutsche Zeitung am Dienstag. Im ersten Halbjahr 2008 hätten die Deutschen zwar immer noch mehr Geld für Ökoware ausgegeben als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Jedoch griffen sie seltener zu Käse und Brot aus dem Bioregal. Auch bei Ökogemüse sei der Absatz nach ZMP-Angaben um 5 % zurückgegangen.
Als Ursache nennt etwa Bioland gegenüber der Zeitung die gedämpften Erwartungen mit der allgemeinen starken Verteuerung von Lebensmitteln. Auch der Biohandel bekomme inzwischen die Kaufzurückhaltung der Konsumenten zu spüren. Ganz anders klang das noch zur Eröffnung der Grünen Woche. Damals gab der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) eine geradezu euphorische Prognose ab. Der Umsatz mit Ökoware könnte sich innerhalb weniger Jahre sogar verdoppeln, auf mehr als 10 Mrd. Euro, zitiert die Süddeutsche die damaligen Aussagen. Das zu Jahresbeginn ausgegebene Wachstumsziel würden mittlerweile auch Experten wie Ulrich Hamm, Agrarprofessor an der Universität Kassel, inzwischen in fernere Zukunft rücken. Der gesamte Biomarkt werde nicht mehr so stark zulegen wie zuletzt, prognostiziert er gegenüber der Zeitung. Den Aufwärtstrend hält er allerdings für ungebrochen. Neben der wachsenden Kaufunlust macht er hauptsächlich Engpässe im Angebot für den Rückgang verantwortlich. Vor allem bei Kartoffeln und Frischgemüse hapere es beim Nachschub, besonders bei Produkten aus deutschem Anbau. Dies gelte auch als Hauptursache dafür, dass mehr und mehr Ökoware aus dem Ausland kommt.