Für eine Neuausrichtung der Tierhaltung in Deutschland hat sich Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller ausgesprochen. „Ich plädiere nicht zuletzt aus entwicklungspolitischer Sicht für eine bodengebundene Tierhaltung, die vorwiegend auf eigener Futtergrundlage wirtschaftet“, sagte der Minister in einem Gespräch mit Berliner und Brandenburger Agrarjournalisten.
„Eine Produktion, die in hohem Maße auf Sojaimporte setzt, gleichzeitig den Exportanteil immer stärker erhöht und im Inland nur auf Kosten erheblicher Nitratüberschüsse betrieben werden kann, darf so nicht bleiben“, warnte Müller. Eine weitere Abholzung von Wäldern in Argentinien und Brasilien, um die steigende Nachfrage von Soja in den Industrieländern zu befriedigen, dürfe man nicht zulassen.
„Die tierische Veredlung auf Basis von Importsoja ist nicht zukunftsfähig“, so der CSU-Politiker. Notwendig sei eine bessere Balance in den globalen Nahrungskreisläufen. Eine Zertifizierung von nachhaltig erzeugtem Soja und dessen Verwendung in der hiesigen Schweineproduktion kann aus Müllers Sicht einen Weg darstellen. Voraussetzung sei jedoch, „dass die Anforderungen an Produktion und Einfuhr hoch sind und deren Einhaltung gewährleistet ist.“
Auch über eine Änderung der hiesigen Konsumgewohnheiten und die Probleme, die aus einem hohen Fleischverzehr resultierten, müsse diskutiert werden. Unterdessen begrüßte der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (OVID) das Eintreten des Ministers für zertifizierte Ware beim Import von Agrarrohstoffen.
Impulse durch Ökoanbau
Für den Minister steht außer Frage, dass wissenschaftlicher Fortschritt und neue Erkenntnisse auf die afrikanischen Strukturen und Bedürfnisse zugeschnitten sein müssen, wenn sie dort Anwendung finden sollen. Sein Ressort arbeite mit einem weltweiten Netz von wissenschaftlichen Einrichtungen zusammen, um anwendungsorientierte Lösungen zu finden.
Wichtige Impulse für die Entwicklung ländlicher Regionen in Afrika könnten ökologische Anbaumethoden und der Aufbau eines Ökosektors geben. Mit der Einrichtung von drei regionalen Zentren für ökologischen Landbau in Afrika in Zusammenarbeit mit den nationalen und internationalen Dachverbänden der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft, dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und der Internationalen Vereinigung ökologischer Landbaubewegungen (IFOAM) trage man dem Rechnung.