Die Agrarminister der G20 konnten sich bei ihrem Gipfel gestern in Paris nicht auf konkrete Maßnahmen zur Eindämmung von Spekulation und Preisschwankungen bei Agrargütern einigen. Wie Frankreichs Agrarminister Bruno Le Maire erklärte, sei man nur übereingekommen, bessere Bedingungen an den Agrarmärkten zu schaffen.
Ein von der Runde aufgestellter Aktionsplan fordert Presseberichten zufolge eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, mehr Transparenz an den Agrarmärkten und weniger Exportbeschränkungen für Lebensmittelhilfen. Dazu sollen eine neue Datenbank und ein Alarmsystem den weltweiten Nahrungsmittelhandel kontrollieren. "Wenn spekuliert wird mit Verknappung, dann fördert das die Spekulation auch auf den Finanzmärkten", erklärte Bundesagrarministerin Ilse Aigner und zeigte sich überzeugt, dass die Datenbank mehr Transparenz schaffe und Verknappungsgerüchte zunichtemachen werde. "Ich glaube, dass auch private Lagerhalter Interesse an Transparenz haben werden", sage Aigner.
Gegen zu scharfe Regulierungen, insbesondere beim Derivatehandel, wandte sich den Berichten zufolge vor allem Großbritannien. Konkrete Entscheidungen dazu, so die britische Ministerin Caroline Spelman, seien Sache der Finanzminister. Ihrer Meinung nach ist das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage der entscheidende Faktor, während Frankreich in der Spekulationen den Hauptgrund für die extremen Preisschwankungen sieht. Im Abschlusspapier hieß es daher dann nur, eine Registrierungspflicht für Derivatehändler und eine Deckelung der maximalen Positionen für Investoren seien mögliche Maßnmahmen. Und: "Wir erkennen an, dass angemessen regulierte und transparente Bedingungen in agrarbezogenen Finanzbereichen der Schlüssel für gut funktionierende Märkte sind",
Auch keine Einigung gab es im Streit über die Rolle, die die Förderung von Biosprit bei globalen Nahrungskrisen spielt. Hier vereinbarten die Staaten lediglich das Problem zu analysieren, dass für Energiepflanzen Nahrungsanbauflächen eingeschränkt und Naturreservate gerodet werden. Aigner setzt dabei weiterhin auf die Nachhaltigkeitszertifikate. EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos versuchte, das magere Ergebnis diplomatisch auszudrücken: Wir haben einen guten Schritt vorwärts gemacht, die Kommission hätte sich aber mehr gewünscht. (ad)
Hintergrund:
G20-Agrargipfel diskutiert über Preisschwankungen und Spekulation (22.6.2011)