Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter fordert, den Hartz-IV-Satz um 16 Euro monatlich zu erhöhen, damit sich die Sozialhilfeempfänger Bio-Lebensmittel leisten können. Bislang sind von den 404 Euro Regelsatz etwa 142 Euro für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke vorgesehen, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Demnach begründet Hofreiter seinen Vorschlag damit, dass die Lebensmittelproduktion für nachhaltige Produkte teurer wird. Die unteren Einkommensschichten sollten da nicht vergessen werden.
Die Zeitung zeigt sich allerdings nicht verwundert: Die Diskussion werde in jedem Frühsommer losgetreten. Ein Blick auf die Zahlen verdeutliche jedoch, dass sein Argument mit den Bio-Lebensmitteln kaum tragbar ist. Die Hartz-IV-Empfänger seien schlichtweg nicht die typische Zielgruppe für ökologisch produzierte Lebensmittel. Statt Lifestyle gehe es ihnen um die Existenzsicherung. Ab gesehen davon seien 16 Euro mehr nicht ausreichend, um vom bisherigen Hartz-IV-Regelsatz auf Bio umzustellen. Umgerechnet in Prozent hätte der Hartz-IV-Empfänger nur rund 11 Prozent mehr Geld zur Verfügung. Für die meisten Bio-Lebensmittel muss aber weit mehr als zehn Prozent mehr bezahlt werden im Vergleich zu den konventionell hergestellten Produkten, rechnet die FAZ vor. Im Schnitt betrage der Preis-Anstieg gut 75 Prozent. Die Zeitung hat sich dazu die Bio-Eigenmarken im Discounter angesehen.
Hinzu kommt laut den Fachleuten, dass in der Berechnung - aufgrund der saisonal schwankenden Preise – Obst und Gemüse nicht einbezogen sind. Diese würden die Gesamtausgaben eines Haushaltes für Lebensmittel zusätzlich nach oben treiben. Noch gravierender würde der Vergleich ausfallen, wenn die konventionellen Nahrungsmittel mit den Produkten aus dem Bioladen um die Ecke verglichen würden.
Hofreiters Plan geht also nicht auf. Die FAZ kommt am Ende zum Ergebnis, dass der Hartz-IV-Satz um 106,50 Euro erhöht werden müsste, damit ein Sozialhilfeempfänger Bio-Lebensmittel kaufen kann.