Die Initiative Tierwohl ist derzeit Thema auf vielen Höfen. Es scheint als hätte die Branche endlich eine Lösung gefunden, um das Tierwohl und dessen Finanzierung in Einklang zu bringen. Viele Tierhalter sind aber noch skeptisch. Da lohnt ein Blick über die Grenze, denn in den Niederlanden gibt es schon ein ähnliches System.
Auf der Fachtagung Vieh und Fleisch des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) berichtete Jos Peerlings vom (süd-) niederländischen Bauernverband ZLTO vergangene Woche in Münster über die Details. Das Wochenblatt Westfalen-Lippe fasst die Aussagen zusammen. So gibt es auch bei unseren Nachbarn eine Gemeinschaft aus Landwirtschaft, Schlachtbranche und Lebensmittelhandel (Verbond van Den Bosch), die unter Begleitung der Tierschutzorganisation „Dierenbescherming“ ein Tierwohlkonzept entwickelt hat.
Ziel ist es, in den Niederlanden von 2020 an nur noch „nachhaltig erzeugtes Fleisch“ anzubieten. Auch in Holland ist die Teilnahme freiwillig. Die Kriterien sind nach Aussage Peerlings ambitioniert: So müssen die teilnehmenden Betriebe beispielsweise vom 1. Januar 2015 an 0,4 statt der gesetzlichen 0,3 m2 Buchtenfläche je Aufzuchtferkel (davon 40 % Festfläche) und 1,0 statt 0,8 m2 je Mastschwein gewähren. Auf betäubungslose Kastration müssen die Tierhalter verzichten, an längere Schwänze will man sich herantasten.
Der niederländische Lebensmittelhandel zahlt einen Mehrpreis, der über die Schlachthöfe an Landwirte verteilt wird. Im Gegensatz zu Deutschland soll das holländische System nur für jene Betriebe gelten, die den Inlandsmarkt mit Frischfleisch bedienen, laut Wochenblatt sind das 25 %. Für die Exportmärkte bilden die gesetzlichen Vorgaben die Erzeugungsbasis.
Die Fachleute auf der Veranstaltung waren sich anschließend einig, dass das Tierwohlkonzept in beiden Ländern mit einer erfolgreichen Kommunikation steht und fällt.So reiche es nicht, die Bedingungen in den Ställen zu verändern. Die Vorteile bzw. die Zusammenhänge müssten den Verbrauchern auch plausibel und verständlich vermittelt werden, hieß es. Dies sei die größte Herausforderung.
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