Mitte Januar, auf der Grünen Woche, hat Bundesagrarministerin Ilse Aigner das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes vorgestellt. Es soll den Tierschutz bei der Geflügel- und Schweinehaltung Stück für Stück erhöhen und den Verbrauchern diesen Mehrwert kenntlich machen. Zu finden ist es in den Läden allerdings kaum, wie die Süddeutsche Zeitung jetzt feststellt.
Eigentlich hätten entsprechende Produkte seit dem Startschuss bei Edeka, Karstadt, Lidl, Kaufland oder auch Kaiser's Tengelmann erhältlich sein müssen. Eine aktuelle Stichprobe zeige jedoch, dass die meisten Läden die Produkte mit dem Ein- und Zweistern-Siegel – je nach Tierschutzklasse – noch nicht führen. Und schlimmer noch: Die Mitarbeiter haben laut der Zeitung offenbar noch nie etwas vom Tierschutzlabel gehört.
Auf Nachfrage der Süddeutschen erklärte das Agrarministerium daraufhin, es handele sich ja noch um ein sehr neues Angebot. Niemand habe erwartet, dass es sich über Nacht bundesweit einführen ließe. Eine Liste der Geschäfte mit den Tierschutzprodukten habe man allerdings auch nicht.
Und auch Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbunds, räumt ein, dass man noch weit davon entfernt sei, jeden Laden der beteiligten Ketten beliefern zu können. Was Schweinefleisch anbelangt, seien gerade mal 15 Höfe mit 20 Ställen zertifiziert. Hinzu kämen 49 Höfe für Masthühner. Allerdings hätten weitere Höfe Anträge gestellt, sich zertifizieren zu lassen. Das heißt: Sie wollen die höheren Standards erfüllen, die der Tierschutzbund fordert, also etwa Ferkel nur noch unter Betäubung kastrieren oder bei Masthühnern die tägliche Gewichtszunahme begrenzen.
Den Verdacht, das Siegel sei ein Flop, weist Schröder daher zurück. Allein im ersten Jahr des Siegels würden 9 Mio. Masthühner und 40.000 Schweine von besseren Haltungsbedingungen profitieren, stellt er fest. "Für uns sind das 9.040.000 Gründe, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben." (ad)
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