Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

News

Kommentar: Schraube ohne Ende?

Von Dr. Karl-Heinz Tölle, Wochenblatt Westfalen-Lippe Kaum eine Woche vergeht, in der Nutztierhalter in Deutschland nicht am Pranger stehen. Ob Tierschutz, Antibiotika-Einsatz oder Stallbau, die Themen sind vielfältig. Der immense Druck ist für die Bauern kaum noch auszuhalten, zumal die finanzielle Seite auch nicht gerade rosig aussieht.

Lesezeit: 4 Minuten

Von Dr. Karl-Heinz Tölle, Wochenblatt Westfalen-Lippe


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Kaum eine Woche vergeht, in der Nutztierhalter in Deutschland nicht am Pranger stehen. Ob Tierschutz, Antibiotika-Einsatz oder Stallbau, die Themen sind vielfältig. Der immense Druck ist für die Bauern kaum noch auszuhalten, zumal die finanzielle Seite auch nicht gerade rosig aussieht. Die Tierschutzauflagen werden immer strikter, sodass sich viele Bauern fragen, ob das Hochschrauben der Anforderungen je enden wird.



In der vergangenen Woche, pünktlich zum Tag der Milch, waren die Milchviehhalter an der Reihe. Der deutsche Tierschutzbund hat angebliche Missstände bezüglich der Höhe der Milchleistung, der Haltung und des Transports kritisiert.


Milchviehhalter in der Schusslinie


Völlig unverständlich, denn gerade in der Milchviehhaltung sind enorme Fortschritte erzielt worden. Moderne Ställe sind luftig, mit viel Kuhkomfort ausgestattet und bieten den Tieren Bewegungsmöglichkeiten. Angesichts der miefigen, geschlossenen „Tropfsteinhöhlen“, die früher normal waren, ein Quantensprung in puncto Tierschutz. Insbesondere im Norden der Republik sind die modernen Ställe zum Standard geworden.



Und da kritisiert der Tierschutzbund gerade die Milcherzeuger, weil noch einige Betriebe ihre Kühe in der Anbindehaltung haben? Zweifellos: Anbindeställe werden aus der Rinderhaltung verschwinden. Aber muss das von heute auf morgen passieren? Will man den Strukturwandel vorantreiben und die meist kleinen Betriebe, die noch ihre Kühe anbinden, aus der Milcherzeugung vertreiben?



Zum einen werden kleine Tierbestände von den Umwelt- und Tierschützern gefordert, zum anderen beschleunigen die gleichen Leute deren Untergang. Vielleicht sollte hier der Gedanke, die Umstellung zu fördern, statt nur zu fordern, nach vorne gestellt werden. Jede Verschärfung der rechtlichen Rahmenbedingungen bringt größere Ställe. Denn oft lassen sich zusätzliche Auflagen finanziell nur so umsetzen.



Und die Kritik an der hohen Milchleistung? Gute Leistungen sind essenziell für die Wirtschaftlichkeit eines Milchviehbetriebes. Das gilt auch in der Biomilcherzeugung. Aber unter Leistung ist nicht nur Milchmenge zu verstehen, sondern zum Beispiel auch Fruchtbarkeit, Gesundheit, Nutzungsdauer usw. Die Zucht hat das erkannt, ihre Ziele entsprechend angepasst und längst umgesetzt. Über das Wohl des einzelnen Tieres entscheidet nicht die Jahresmilchmenge, sondern das Zusammenspiel zwischen ausgewogener Leistung und passender Umwelt.



Anstatt zu kritisieren, wäre es angebracht die Milchviehhalter zu loben, für das, was schon alles erreicht wurde.



Geflügel- und Schweinehalter stehen noch stärker in der Schusslinie. Auch sie sehen sich mit immer neuen Anforderungen konfrontiert. Auch die Bauern begrüßen sinnvolle Weiterentwicklungen in der Tierhaltung. Aber das Tempo, mit dem sie getrieben werden, übersteigt vielfach ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Wenn überhaupt Lösungen zur Verfügung stehen, werden die Umstellungen teilweise so vorangetrieben, dass Investitionen in den Anforderungszyklen kaum refinanziert werden können.



Ein Beispiel ist der vorzeitige Ausstieg aus der Kleingruppenhaltung bei Legehennen. Ein weiteres Beispiel für unberechenbare Politik ist das geplante Ende der betäubungslosen Kastration. Wie kann es sein, dass der Gesetzgeber die Frist „mal eben“ um ein Jahr auf das Jahr 2017 vorzieht? – Und das, obwohl sich Landwirte und beteiligte Wirtschaft längst freiwillig auf ein Ende im Jahr 2018 verständigt hatten.


Fortschritt mit Augenmaß


In der Politik ist ein Wettlauf um Regelungen in Sachen Tierschutz entbrannt. Sind die Politiker nur noch Getriebene der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in der Angst, Wählerstimmen zu verlieren? Können die NGOs überhaupt jemals locker lassen? Wohl kaum, denn mit Harmonie werden die Spendenkassen nicht voll. NGOs können wirtschaftlich nur existieren, wenn sie immer weiter fordern. Welche Ziele dieser Organisationen da wohl im Vordergrund stehen?



Wenn alle Forderungen von Tierschützern erfüllt werden sollen, wird es am Ende keine Nutztierhaltung in Deutschland mehr geben. Denn wird diese Schraube so rasant weiter gedreht, werden irgendwann die letzten Tierhalter aus ökonomischen Gründen oder aus Frustration ihren Stall schließen. In keinem Fall darf dieses das Ziel verantwortungsvoller Politik sein. Fortschritt ist wichtig, aber nur mit Augenmaß und gemeinsam mit den Bauern. (ad)

 

Die Redaktion empfiehlt

vg-wort-pixel
top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuellen Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.