Die jüngsten Preissenkungen für Fleisch- und Milchprodukte im Lebensmitteleinzelhandel sind im bäuerlichen Berufstand, aber auch in weiten Teilen der Politik auf einhellige Kritik gestoßen. Nachdem in den Wochen zuvor bereits die Preise für Butter, Käse, Quark und Sahne im Handel merklich herabgesetzt wurden, kündigte Aldi vergangene Woche die Senkung des Vollmilchpreises um 10 Cent/l auf 59 Cent/l an.
Der durchschnittliche Milcherzeugerpreis ist nach Angaben der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) seit Jahresbeginn bereits um 4,3 Cent/kg auf 35,9 Cent/kg im September gefallen; weitere Abschläge sind zu erwarten.
Die Ursachen des sich verschärfenden Preisdrucks am Milchmarkt und mögliche agrarpolitische Konsequenzen werden von den politischen Interessengruppen unterschiedlich beurteilt: Der Deutsche Bauernverband (DBV) kritisierte vor allem die „Billigpreispolitik“ des Lebensmittelhandels, der damit seiner Verantwortung gegenüber den Milchbauern nicht gerecht werde. „Niedrigpreisstrategien vernichten Wertschöpfung in der gesamten Kette und machen sämtliche Forderungen nach höheren Standards unglaubwürdig“, betonte DBV-Präsident Joachim Rukwied auf dem Kreisbauerntag in Dachau.
Auch der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Franz-Josef Holzenkamp, wies den konzentrierten Handelsketten eine Mitschuld an der gegenwärtigen Entwicklung zu und sprach von „einem Preisdiktat des deutschen Lebensmitteleinzelhandels“.
Für den Agrarsprecher der Grünen im Europaparlament, Martin Häusling, sind hingegen die falsche Orientierung auf volatile Exportmärkte und fehlende Lenk- und Eingriffsmöglichkeiten am Milchmarkt mitverantwortlich für die sich abzeichnende Milchkrise. Unterstützung erhielt er dabei vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die sich beide für eine Begrenzung der Milchproduktion in Krisenzeiten aussprachen.
vgl.:
DBV kritisiert aktuelle Milchpreissenkung (4.11.2014)
Aldi senkt Preise für Milch und Fleisch (3.11.2014)