Die Forderung nach einer grundlegenden Transformation der weltweiten Landwirtschaft hin zu einer kleinbäuerlich geprägten, ökologischen Wirtschaftsweise, um auf diesem Weg die globalen Umwelt- und Ernährungsprobleme des 21. Jahrhunderts zu lösen, haben Ökoverbände und Entwicklungshilfeorganisationen unterstrichen.
„Die Experten weltweit sind sich hier schon lange einig, doch in der Politik wird die Dringlichkeit dieses Themas noch immer zu wenig gesehen oder sogar gänzlich negiert“, monierte der Vorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, auf der Fachtagung „Auf die Kleinen kommt es an!“ am vergangenen Freitag in Berlin.
Ulrich Hoffmann von der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) beklagte, dass die Politik nach wie vor auf eine Erhöhung der Produktivität der industriellen Landwirtschaft setze, deren strukturellen Probleme in ökologischer und sozialer Hinsicht dabei konsequent ausgeklammert würden. „Die wirkliche Triebfeder für eine sich selbst tragende Entwicklung ist dagegen die kleinbäuerliche Landwirtschaft“, so Hoffmann. Die Kleinbauern ernährten schon heute mehr als 70 % der Weltbevölkerung, schafften mehr Arbeit als die industrielle Landwirtschaft und somit auch mehr Einkommen, was der beste Beitrag gegen Hunger sei.
Derweil warnte der Präsident der Schweizer Nexus Foundation, Nikolai Fuchs, davor, die Landwirtschaft den Regeln des freien Welthandels zu unterwerfen. Die Folgen wären noch mehr Spezialisierung und Monokulturen; der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung für den ländlichen Raum hingegen würde ausbleiben. „Die zukünftige Ernährungsformel muss auch global lauten: Regional ist die erste Wahl“, sagte Fuchs.
Der Geschäftsführer des Brüsseler Fair Trade Advocacy Office, Sergi Corbalán, hob die Notwendigkeit hervor, die Bedeutung des „fairen Handels“ stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Die Europäische Union habe einen enormen Einfluss auf die Lebensverhältnisse der Kleinbauern in den armen Ländern des Südens. Die Europaabgeordneten müssten sich dieser Verantwortung klar werden. (AgE)