Mit scharfer Kritik hat Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann auf die Forderung seines nordrhein-westfälischen Amtskollegen nach einer Halbierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung reagiert. „Eine pauschale fünfzigprozentige Reduktion ist reiner Populismus und bringt uns in der Sache nicht weiter“, erklärte Lindemann am vergangenen Freitag nach der Agrarministerkonferenz in Schöntal. Einfache Mengenreduktionen ohne Berücksichtigung der Tiergesundheit und der Therapiehäufigkeit verstoßen seiner Darstellung zufolge sogar gegen die Vorgaben des Tierschutzes.
Lindemann erinnerte daran, dass sich die Länder erst Mitte September im Rahmen der Verbraucherschutzministerkonferenz auf einen gemeinsamen Weg verständigt hätten. Als Kernelement sei dabei eine zentrale bundeseinheitliche amtliche Datenbank mit automatisierten Melde-, Berechungs- und Informationsprozessen beschlossen worden, die auf Betriebs-, Landes- und Bundesebene zeitnahe Auswertungen des Antibiotikaeinsatzes ermögliche.
Gleichzeitig seien zwei bundeseinheitliche Schwellenwerte auf Basis der Therapiehäufigkeit vereinbart worden. Beim Überschreiten des ersten Schwellenwertes werde der Tierhalter im Rahmen der Eigenkontrolle aufgefordert, den Antibiotikaeinsatz im Betrieb mit Unterstützung seines Tierarztes zu reduzieren; beim Überschreiten des zweiten Schwellenwertes erfolge eine Überprüfung durch die Veterinärbehörden. Umso unverständlicher sei es, so Lindemann, dass Nordrhein-Westfalen einen gleichlautenden Beschluss der Agrarministerkonferenz verhindert habe.
Die Länderminister waren in Schöntal nach schwierigen Diskussionen übereingekommen, zu diesem Thema angesichts der laufenden Beratungen der Novelle des Arzneimittelgesetzes im Bundesrat keinen Beschluss zu fassen. (AgE)
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