Verlässlichkeit in den politischen Rahmenbedingungen ist eine Grundvoraussetzung, mehr Landwirte für den Ökolandbau zu gewinnen. Das haben mehrere Referenten übereinstimmend bei einem Fachgespräch zum Thema „Bio-Landwirtschaft“ zum Ausdruck gebracht, das die Grünen durchgeführt haben.
Danach seien stabile Förderbedingungen, „die über Landtagswahlen hinausreichen“, wichtiger als die Prämienhöhe. Nach Auffassung vom Vorsitzenden des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, reicht das in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung festgelegte 20 %-Ziel für den Anteil der Ökoanbauflächen nicht aus. Entscheidend sei ein Zeitplan, dieses Ziel zu erreichen.
Prinz Löwenstein sieht die Politik in der Pflicht, konkrete Schritte dafür einzuleiten. Der wachsende Import von Ökoprodukten als Reaktion auf die hierzulande rasant steigende Nachfrage werfe für die Branche insgesamt schwierige Fragen auf.
Bioland-Präsident Jan Plagge verwies auf merklich steigende Umstellerzahlen, nicht zuletzt infolge der schwierigen Marktsituation im konventionellen Bereich. Dennoch gelte weiter, „wir brauchen mehr Ökolandwirte“, betonte Plagge. Der Ökomarkt biete verlässliche Absatzperspektiven. Der Bioland-Präsident kündigte an, in Zukunft noch intensiver das Gespräch mit konventionellen Landwirten zu suchen, um sie für eine Umstellung zu gewinnen. In der politischen Diskussion müsse deutlich gemacht werden, dass Zahlungen im Rahmen der Zweiten Säule anders als die Direktzahlungen „keine Subventionen sind, sondern öffentliches Geld für öffentliche Leistungen“.
Polarisierte Debatte als Hemmnis
Der Vorsitzende der Junglandwirte Niedersachsen, Eric Brenneke, bezeichnete Planungssicherheit in den politischen Rahmenbedingungen als eine wichtige Startvoraussetzung für junge Betriebsleiter. Sowohl für konventionell wirtschaftende Landwirte als auch für Ökobauern komme insbesondere einer klaren Linie im Baurecht eine große Bedeutung zu.
Gerade für junge Landwirte seien die Einkommensperspektiven von erheblicher Relevanz für betriebliche Entscheidungen. Dies bedeute, „man muss auch wachsen können dürfen“. Brenneke kritisierte eine unnötige Polarisierung der Debatte über Landwirtschaft. Dies erschwere vielen Landwirten eine unbefangene Diskussion über eine mögliche Umstellung.
Der Leiter Landwirtschaft beim Milchverarbeitungsunternehmen Gläserne Molkerei, Dr. Frank Wetterich, sieht ebenfalls in einer emotionalisierten Diskussion ein Umstellungshemmnis, weil dadurch eine Wagenburg-Mentalität befördert werde. Weitere Faktoren sind aus seiner Sicht ein unzureichendes Wissen vieler Landwirte über den Ökolandbau, wirtschaftliche Risiken einer Umstellung sowie eine unzureichende und zu spät ansetzende Umstellungsförderung.
„Die Marktperspektive ist da“, sagte Bioland-Berater Martin Kötter-Jürss. Dies komme gegenwärtig in einem steigenden Interesse konventioneller Landwirte am Ökolandbau zum Ausdruck. Voraussetzung für eine Umstellung sei eine sorgfältige Abwägung der Vor- und Nachteile unter Einbeziehung der gesamten Familie. Immerhin, so der Berater, gehe es dabei zumeist um eine Entscheidung für Generationen.