"Eine der Hauptfragen ist, ob die Milch in gesunden bäuerlichen Strukturen produziert werden soll oder in anonymen Agrarindustriebetrieben." Das erklärte der Präsident des Deutschen Bauernbundes, Kurt-Henning Klamroth, vergangene Woche in Quedlinburg. Doch auch die großen Ackerbaubetriebe könnten nicht für 5 Euro einen Zentner Weizen kostendeckend produzieren, sie bekämen nur höhere Subventionen. "Die Milchbauern haben sich in der Vergangenheit schon immer viel stärker am Markt behaupten müssen", verdeutlicht Klamroth die Leistungsfähigkeit der Milchviehbetriebe gegenüber den Ackerbauern.
Die Politik setzt laut dem DBB-Präsidenten auf den Ausbau der Investitionsbeihilfen. Diese, für den Einzelfall evtl. günstige Unterstützung, sei in ihrer Gesamtheit aber nicht zielführend, weil die Betriebe bisher schon weit über das verträgliche Maß mit Fremdkapital belastet seien und auch das zinsgünstigste Darlehen irgendwann getilgt werden müsse. Klamroth ist außerdem nicht klar, wie ein Betrieb mit 100 Milchkühen, der jetzt nicht kostendeckend arbeiten kann, nach einer Bestandserweitung in die schwarzen Zahlen kommen soll. Völlig absurd wird die Anhebung der Förderobergrenzen seiner Meinung nach aber spätestens dann, wenn die Zugangsvoraussetzungen zur Förderung für einen großen Teil der leistungsfähigen bäuerlichen Betriebe verschlossen bleiben. "Es dreht sich auch nicht darum Verarbeitungskapazitäten in den Molkereien auszulasten, sondern die Produktion ist grundsätzlich auf dem europäischen Binnenmarkt auszurichten", erklärte er nachdem die Bundesregierung ihre Vorschläge für Hilfen präsentiert hatte. "Zurzeit findet der "Markt" ab der Molkerei statt. Durch die Novellierung des Milchfettgesetzes und anderer gesetzlicher Grundlagen (Kartellrecht und Marktstrukturgesetz) muss erreicht werden, dass der Markt vor der Molkerei erfolgt, d.h. ein freies Vertragsrecht möglich wird", so der Verfechter der bäuerlich-kleinstrukturierten Landwirtschaft.
Keinesfalls dürften aber öffentliche Mittel zur Schaffung weiterer Bearbeitungskapazitäten bereitgestellt werden, warnte Klamroth weiter. Es sei einfach zuviel Milch auf dem Markt. Insofern habe der Bayerische Landwirtschaftsminister, Helmut Brunner, völlig zu recht eine Kürzung der Milchquote um 5 % gefordert. "Es ist nicht nachzuvollziehen warum die Initiative Bayerns von den anderen Ländern nicht unterstützt wurde." Anstelle Gelder und Bürgschaften für nicht benötigte Investitionen medienwirksam zu formulieren sollten Mittel aufgebracht werden um bei Betriebsaufgaben die Quoten gegen Entschädigung aufzunehmen und der Landesreserve zuzuführen.
Forderungen des DBB